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“Danke, thank you – ah non, merci!”

von CLAUDIA GROSSE SIEMER am 28.01.2021

Vier Monate hat HMS-Studentin Claudia große Siemer in Paris verbracht. Ihren Alltag bestritt sie auf Französisch, Englisch und Deutsch. Der Sprachenmix und das savoir-vivre der Franzosen haben auf sie abgefärbt. Hier berichtet sie über das Auslandstrimester.

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Aufgrund der Corona-Krise sind viele Sehenswürdigkeiten, wie der Tour Eiffel, menschenleer.

Bonjour à tous,

depuis quel...seit drei Wochen bin ich nun wieder in Deutschland. Ich esse selbstgemachte Plätzchen und genieße die Stille in meinem kleinen Heimatort. Aber oft genug ertappe ich mich dabei, dass ich gedanklich ganz woanders bin. Dann laufe ich an einem Sonntagmorgen über die Rue St. Antoine, um mir bei meiner boulangerie ein pain au chocolat zu holen. Ich will mein Frühstück draußen genießen und nehme den fußläufigen Weg zum Place des Vosges, einem alten, königlichen Platz. Umsäumt vom Glanz des 17. Jahrhunderts knabbere ich mein Gebäck und fühle mich wie in eine andere Zeit versetzt. Zu meiner rechten Seite steht das Haus des Schriftstellers Victor Hugo, in welchem er einen großen Teil der Misérables verfasste –

Mir fällt auf, wie sehr ich Paris vermisse. Ich vermisse jene romantische und lebendige Stadt mit seinen feinen Pâtisserien, Museen, Kunstgalerien, Restaurants, Cafés und Boutiquen. Ich vermisse auch den fließenden, musikalischen Klang der französischen Sprache. Aber noch viel mehr vermisse ich die Begegnungen und Kontakte während meines viermonatigen Aufenthalts. Besonders ans Herz gewachsen ist mir meine Wohngemeinschaft bestehend aus Fanny, Tristan und dem Kater Marcel. Die drei haben mich herzlich aufgenommen und mir die französische Kultur näher gebracht: von Weinkunde bis Lebensart. Durch sie konnte ich auch meine Sprachkenntnisse aufbessern, die vorher eher rudimentär waren.

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Die Paris School of Business (PSB) organisierte für uns Austauschstudierende eine Fahrt auf dem bateau- mouche.

Mitte September startete ich zusammen mit meiner HMS-Freundin Antonia in das Studium in International Management an der Paris School of Business. Gleich zu Beginn organisierte das International Office eine Orientierungswoche zum gegenseitigen Kennenlernen. Mein persönliches Highlight war ein Ausflug zur Station F, dem weltweit größten Startup Campus und die anschließende Bootsfahrt auf der Seine mit einem bateau-mouche. Ebenso herzlich wurden Antonia und ich von unserer Uni Klasse aufgenommen. Das Klischee, dass Französinnen und Franzosen nicht gut Englisch sprechen, bestätigte sich für uns nicht. Schnell kamen wir in Kontakt mit anderen Studierenden, die teilweise selbst aus fernen Ländern kamen. Der Unterricht fand ausschließlich auf Englisch statt, war anspruchsvoll und bereicherend durch den internationalen, betriebswirtschaftlichen Fokus.

Neben dem Studium habe ich die Zeit genutzt, viele historische Orte in Paris zu entdecken, die französische cuisine zu kosten und meine Lieblingsmuseen und Buchhandelungen zu besuchen. Für meine Erkundungstouren nahm ich stets mein schickes blaues Leihfahrrad. Zum Einsatz kam es auch bei einer längeren Radtour zum Bois de Boulogne – einem großen Waldstück im Westen der Stadt. Paris mag dicht besiedelt und manchmal laut sein, aber im östlichen und westlichen Stadtrand erstrecken sich herrliche, grüne Waldgebiete. Dort lohnt es sich Ruhe und Kraft zu tanken. Besonders gefallen hat mir auch ein Ausflug ins nahe gelegene Chantilly. Das Schloss besticht durch eine ausgewählte Kunst- und Manuskriptsammlung. Außerdem habe ich dort an einem Kurs zur Crème Chantilly teilgenommen. Dabei handelt sich sich um eine besondere französischen Schlagsahne, die noch von Hand geschlagen wird. Nach 20-minütigem Sahne rühren, fühlte sich mein Arm wie Pudding an – aber das war es wert! In meiner WG kam die mitgebrachte Sahne besonders gut an. Sogar Kater Marcel bekundete Interesse. Fannys 11-jähriger Sohn Tristan war glücklich und meinte: Tu es une vraie Parisienne! (‘Du bist eine echte Pariserin’). Danke, thank you – ah, non, merci!

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Hauskater Marcel liebte vor allem zwei Dinge: Essen und Schlafen.

Ich hätte in diesem Bericht davon erzählen können, wie einschränkend die Corona-Zeit war und welche Herausforderungen der Lockdown in Frankreich mit sich brachte. Allerdings habe ich für mich entschieden, dass die positiven Erinnerungen an kulturelle Erlebnisse und persönliche Kontakte überwiegen. Sie sind das, was bleibt. Corona aber geht vorbei! Ich bin mir sicher: Das war nicht mein letzter Paris Aufenthalt. Deshalb verabschiede ich mich mit den Worten:

Au revoir Paris et à bientôt! (‘Auf Wiedersehen Paris und bis bald!’)

Wer Interesse hat, kann sich gerne den Auslandspodcast der HMS auf Spotify anhören. Dort berichten Antonia Wolfram, Joanna Bausch und Frederic Bozada und ich von den Auslandserlebnissen.