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DJF: Fünf Fragen an... Astrid Maier

DJF Astrid Maier neu

Astrid Maier ist Chefredakteurin von XING News und langjährige Wirtschafts- und Tech-Journalistin. Sie hat vor ihrem Start bei XING für die Handelsblatt Media Group die Medien- und Bildungsplattform ada mit aufgebaut und bei der Wirtschaftswoche die Ressorts Unternehmen & Märkte sowie Innovation & Digitales geleitet. Sie hat bei der Financial Times Deutschland das Handwerk Journalismus gelernt und später beim manager magazin über die globale Digital-Ökonomie berichtet. Astrid ist Alumna des John S. Knight Fellowhips an der Stanford Universität und Mitgründerin von Diverse Media, einem Verein, der sich für mehr Vielfalt und Innovationen im Journalismus stark macht.


Dein neuer Podcast heißt „Team A – der ehrliche Führungspodcast“. Warum „ehrlich“?
Das ist nicht nur „mein“ Podcast, sondern „unser“ Podcast – ich hoste ihn ja gemeinsam mit Antonia Götsch, der Chefredakteurin unseres Medienpartners Harvard Business Manager. Ehrlich deshalb, weil wir über unsere eigenen Rückschläge offen sprechen wollen - und darüber, was vielleicht andere daraus lernen und besser machen könnten. Ehrlich auch deshalb, weil wir Themen ansprechen wollen, die als Tabu in der Wirtschaft gelten wie beispielsweise „Altern (als Frau) im Job“. Noch haben wir allerdings keinen Gast gefunden, der offen über dieses Thema mit uns sprechen will. Hinweise und Freiwillige willkommen!

Ist das Thema Scheitern bei Führungskräften noch immer ein Tabu? Und wie stehst du dazu?
Immer mehr Führungskräfte merken spätestens seit Corona, dass die Welt nicht nur komplex, sondern zunehmend unüberschaubar wird. Gerade in der Medienbranche dürfte dieses Phänomen seit Jahrzehnten ja bekannt sein. Wer durch so eine Gemengelage Teams hindurchmanövrieren will, kommt an der Methode „Trial and Error“ nicht vorbei. Was mich besorgt: Die zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft macht den Umgang mit dem Ungewissen und das Aushalten von Scheitern nicht gerade einfacher. Das ultimative Schimpfwort eines Donald Trump ist nicht umsonst „Loser“. Wenn es aber irgendwann nur noch ums Gewinnen des Gewinnens wegen geht, haben wir alle verloren.

Gibt es die ideale Führungskraft? Wie sieht sie aus?

Sie ist so empathisch und flexibel, dass sie in der Lage ist, sich den Bedürfnissen verschiedener Teams und den Besonderheiten der Unternehmenskultur anzupassen – ohne ihr eigenes Wertesystem dabei zu verlieren. Sie hört viel zu, bezieht mit ein und hält eine Gruppe unterschiedlicher Menschen so zusammen, dass sie gemeinsam mehr sind als die Summe ihrer Teile. Vor allem bietet sie anderen eine Rampe, damit diese ihr volles Potenzial entwickeln können. Aber wer erreicht schon jemals das Ideal – wobei wir wieder beim Scheitern wären. 😊 Wenn Chefinnen und Chefs aber all diese Punkte zumindest versuchen zu erfüllen, sind sie schon ziemlich prima.

Vor welchen Herausforderungen stehst du als Chefredakteurin derzeit und wie begegnest du ihnen?
Corona und das Homeoffice haben uns am Anfang enger zusammengeschweißt. Mittlerweile haben wir einen ganz guten Modus gefunden im Team zwischen mobilem Arbeiten und Arbeiten im Büro, wobei der Großteil nicht ins Office kommt. Wie lange wir das so durchhalten können, weiß ich allerdings nicht. Wir haben eine wirklich starke, sehr persönliche Teamkultur. Die lebt auch auf dem Bildschirm weiter. Aber manchmal flackert sie nur auf, statt zu lodern. Da müssen wir alle gemeinsam aufeinander aufpassen, denn insgesamt ist das Arbeiten im Moment einfach stressiger und der Alltag belastender. Wir machen dafür jeden Morgen einen Check-in und stellen darin mittlerweile bewusst nicht den fachlichen Austausch in den Mittelpunkt, sondern den menschlichen.

Wie setzt du mit deinem Team in diesen Zeiten Innovationen um?
Miro, Mural, Slack, Jira, Jabber, Whereby, Zoom – ich hoffe, ich habe kein Tool vergessen. Damit kommen wir auch bei Ideenfindungen bisher ganz gut zurecht. Das ist die große Frage überhaupt: Funktioniert Kreativität auch ohne persönliche Begegnung? Die Wissenschaft ist sich da nicht einig. Erst vor Kurzem haben wir uns in einer kleinen Gruppe für einen Workshop im Hamburger Büro getroffen. Ein Kollege hatte sich aus Brasilien dazugeschaltet, eine Kollegin aus Zürich. Unsere Agile Coachin war erkältet und hat uns aus ihrer Wohnung aus von der Großbildleinwand angeleitet. Das war mit der effektivste und beste Workshop, den ich je mitgemacht habe. Als Tech-Unternehmen sind wir bei XING sicher in einer komfortablen Situation, da das Arbeiten von überallher schon vor Corona bei uns zum Alltag gehörte. Aber auch hier gilt letztlich: Wie lange halten wir das als Ganzes durch?