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„Positivity!“ – die Kommunikationsstrategie für „PEARS Jüdischer Campus“ in Berlin

von JONATHAN BENIRSCHKE am 15.01.2021

Vielleicht hat man in den letzten Wochen schon in den Nachrichten davon gehört, zum Beispiel in der Tageschau: In Berlin wird ein neuer Campus gebaut. Genauer gesagt, der PEARS Jüdische Campus, eine interreligiöse Begegnungsstätte, ein Ort der Bildung, der Völkerverständigung und allerhand gemeinschaftlicher Aktivitäten. Noch ist der Campus aber nicht fertig, es fehlen zum Beispiel noch Fenster, Aufzüge, etwas Geld und eine starke Kommunikationsstrategie. Woran es nicht mehr fehlt, ist Fröhlichkeit, Positivität, Tatendrang und Enthusiasmus. Dies alles sprang nämlich auf uns über, als das Team der Hamburg Media School den Auftraggeber in Berlin kennenlernen durften. Das Team, das waren Marlene Berger, Kevin Finck, Laura Jaksik, Claudia Joel und Jonathan Benirschke. Der Auftraggeber war Rabbiner Yehuda Teichtal von dem man mit Fug und Recht behaupten kann, dass er vor ansteckender Motivation nur so sprüht.

PEARS

Über ein hochkarätiges Stiftungskuratorium bestehend aus Kai Diekman, Dr. Matthias Döpfner, Alexander Otto und Dr. Joseph Schuster und dann wiederum über unseren HMS Dozenten Andreas Wrede kamen wir also zu der Ehre, für den PEARS Campus eine Kommunikationsstrategie entwickeln zu dürfen. Mit großem Interesse aber auch mit einigen wenigen Bedenken fuhr das Team Anfang Januar nach Berlin für den Kick-off, denn keine und keiner von uns war so richtig firm mit allen Daten und Fakten des Judentums oder besonders spezialisiert auf das sensible Feld der interreligiösen Kommunikation. Unsere Bedenken wurden allerdings schnell zerstreut, als wir unsagbar offen und freudig begrüßt wurden und zunächst eine riesige Welle der ernstgemeinten Dankbarkeit auf uns zukam. Rabbi Teichtal führte uns persönlich zur Baustelle, erzählte uns dieses und jenes über den Campus und bevor wir Fragen stellen konnten wollte er erstmal alles über uns wissen. Nach einem produktiven Kick-off mit unseren Ansprechpartnerinnen Chava Pipenko und Jana Erdmann verließen wir Berlin alle mit einem zufriedenen Lächeln. Unsere Bedenken waren beseitigt.

Für unseren Arbeitsauftrag konnten wir die Schlüsselziele umreißen. Zum einen galt es, mit der Kommunikationsstrategie Bewusstsein für das Projekt und die Ideale der Initiative zu schaffen. Zum anderen geht es darum, Mittel zu akquirieren, um den ausstehenden Betrag für die Baukosten zu stemmen. Viele große und einflussreiche Partner sind aber auch schon mit an Bord. Aus der Wirtschaft zum Beispiel Bayer, Siemens und Signa, von politischer Seite haben sich Spitzenpolitiker wie Dr. Wolfgang Schäuble, Heiko Maas, Olaf Scholz und Michael Müller hinter das Projekt gestellt. Wir fühlten uns in diesem Praxisprojekt also in bester Gesellschaft und außerdem sahen wir das große Potential, das es kommunikationsstrategisch auszuschöpfen galt.

Da es sich nicht um einen klassischen Markt handelt mussten wir unsere, im MBA erlernten Analyseinstrumente zum Teil etwas anpassen. Doch mit Best-Practice Untersuchungen, klassischer Literaturrecherche und einer guten Portion Kreativität konnten wir ein vorzeigbares Gesamtkonzept für die Kommunikationsstrategie ausarbeiten und handfeste Handlungsempfehlungen aussprechen. Religion ist und bleibt ein Thema, bei dem es viel Potential zu Diskussion und Polarisierung gibt. Besonders feststellen kann man das in sozialen Netzwerken, in denen gruppenbezogener Hass und Antisemitismus vermehrt zu finden sind. Da unsere Kommunikationsstrategie hauptsächlich auf unserem Steckenpferd, den sozialen Netzwerken beruht, mussten wir auch für dieses Problemfeld die richtigen Zügel ausarbeiten. Wir hoffen, dass es dem PEARS Jüdischen Campus gut gelingen wird!

Ein besonderes Highlight war mit Sicherheit das Richtfest, welches am ersten März stattfand. Wir wurden dazu eingeladen und fanden uns auf einem Empfang in Berlin wieder, bei dem sich ein ordentlicher Teil der politischen und wirtschaftlichen Elite Deutschlands tummelte. Diese Gelegenheit haben wir genutzt und fleißig Zitate der prominenten Unterstützerinnen und Unterstützer zu sammeln. Für uns war das eine lustige, spannende und auch ein bisschen glamouröse Veranstaltung.

Mit den analysierten Trends, den Best-Practices, den Kanalempfehlungen und Design-Templates und auch mit jeder Menge Enthusiasmus für das Projekt sind wir dann schließlich in die Endpräsentation gestartet und unsere Empfehlungen wurden gut angenommen. Wir haben viel vorgeschlagen, der Projektpartner hat einiges vor und wir alle stehen dahinter. So kommt es auch, dass das Team zugesagt hat, gemeinsam mit Andreas Wrede auch über den Projektzeitraum hinaus für Fragen und Konsultationen zur Verfügung zu stehen. Wir hatten alle eine steile Lernkurven in einem besonderen Feld, aber wenn ich noch eine wichtige Lektion herausstellen darf, dann ist das folgende: Es ist unglaublich wirkungsvoll ganz besonders positive, motivierende Bestätigung in einer Arbeitsgruppe auszuüben, viel wirkungsvoller als Druck und Androhung von Sanktion. Die Positivität des Rabbiner Teichtal hat uns zu proaktiven Unterstützern gemacht und wir sind mit Freude an die Arbeit gegangen. Wir konnten hier eine beachtliche Form von Leadership beobachten.

Das Projekt “ Ein positives und tolerantes Miteinander gestalten – PEARS Jüdischer Campus” hat einfach Spaß gemacht und wir wünschen den Beteiligten alles Gute!