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Weihnachtsgrüße aus Tel Aviv

von MAX ENGELKE am 17.12.2014

Max Engelke ist seit fast fünf Monaten in Tel Aviv. Nach seinem Praktikum beim Start-up Veed.me studiert er für ein Auslandstrimester an der Recanati Business School Tel Aviv University. Kurz vor Weihnachten zieht er eine erste Bilanz.
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Vier Monate sind seit dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas vergangen. Vier Monate in denen sich Tel Aviv beruhigt hat, eine warme Stadt am Meer, die auch nichts anderes möchte, als das es friedlich zu geht in ihr. Konfliktpotential und Anschläge gab und gibt es trotzdem weiterhin.

Gerade erst wurden in einer Synagoge in Jerusalem fünf Israelis von militanten Palästinensern getötet. Ein politischer Konflikt, der sich zu einem religiösen Konflikt ausweitet, in dem man sich beide Seiten genau anschauen muss, um ihn zu verstehen.

Wie verhält man sich zu so einem Konflikt? Welche Position nimmt man ein? Bleibt man neutral in der Öffentlichkeit obwohl man vielleicht eine klare Position hat? Oder hat man vielleicht gar nicht das Interesse und beschränkt sich auf sein eigenes, bescheidenes Leben, in dem Politik einfach nicht so eine Rolle spielt und einem die eigenen Probleme reichen?

Diese Fragen kommen automatisch auf, wenn man wie ich so lange in Israel ist.
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Auslandsaufenthalt bedeutet immer auch Abstand gewinnen vom alltäglichen Leben zu Hause, das Schöne daran ist, das ich nach einer Weile völlig organisch angefangen habe zu reflektieren, über meine letzten Lebensabschnitte, Entscheidungen und natürlich auch die Zukunft. Der große Abstand mit dem man in den Spiegel schaut ist immer mal wieder gut.

Ausland bedeutet immer ein Stück weit auf sich gestellt zu sein und die Komfortzone Deutschland zu verlassen. Ich habe mich in Israel schon häufig wie ein Ausländer gefühlt. Es liegt nicht an fehlender Gastfreundschaft oder am Bemühen der Israelis. Es liegt wohl an mir. Erstens spreche ich kein Hebräisch, ein wichtiger Schlüssel der Integration. Zweitens ertappe ich mich selbst immer wieder dabei, deutsche Standards hier zu vermissen. Das ist aber auch völlig normal. Über 30 Jahre in so einem luxuriösen Land gelebt zu haben, lässt einen mit hohen Ansprüchen in die Welt schauen.Und drittens sind unsere Kulturen sehr unterschiedlich.
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Es war eine unglaublich erfahrungsträchtige Zeit und die Freundlichkeit, die mir als Deutscher mit unserer Geschichte von Seiten der Israelis entgegengebracht wurde, war großartig. Natürlich hat meine Generation nicht direkt etwas mit den deutschen Kriegsverbrechen zu tun. Trotzdem habe ich immer wieder gedacht, dass es einzigartig ist, mit welcher Selbstverständlichkeit und Offenheit mir gerade die jungen Israelis begegnen. Sie können vergessen und verzeihen, sie scheren uns Deutsche nicht über einen Kamm und sie erkennen an, das Deutschland in den letzten Jahrzehnten die Verantwortung für die Greultaten übernommen hat.