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Auf nach Italien – Innovation Field Trip zum #ifj22 in Perugia

Spannende Vorträge, neue Kontakte und jede Menge Input rund um journalistische Themen gab es für unsere Studis beim Innovation Field Trip in Bella Italia!

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Endlich wieder Studienreise! Ankunft bei strahlendem Sonnenschein

Nachdem die letzten beiden Reisen pandemiebedingt ausfallen mussten, gab es für unsere Studierenden nun kurz vor Anfertigung ihrer Praxisprojekte noch einmal jede Menge Input beim International Journalism Festival in Perugia. Der Innovation Field Trip ist eines der Highlights des Studiums. Vorherige Jahrgänge waren zum Beispiel in den USA, Israel oder Skandinavien, um neue Publishing-Modelle, Tools, Trends und Journalismuskulturen kennenzulernen und namhafte Journalistenschulen, Medienorganisationen oder innovative Start-ups zu besuchen. Auch das diesjährige Programm war gut gefüllt und spannend.

Los ging es am Dienstagabend nach Anreise bei schönstem Wetter mit guter Laune und einem alkoholfreien Welcome-Drink. Der Austausch, der bei virtuellen oder hybriden Seminaren zu Anfang des Studiums eher digital von statten ging, konnte nun in der Gruppe nachgeholt werden. Unser Dozent Dr. Christian Fahrenbach, freier Journalist und Experte zu neuen Medienthemen in New York und Deutschland, begrüßte die Studierenden und stellte kurz das Programm vor.

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Tag 1: Spannender Austausch mit Expert*innen und eine Stadtführung bei Regen

Am ersten Programmtag machte sich die Gruppe gleich frühmorgens auf den Weg zum Perugia Centro Congressi, wohin wir einige Speaker eingeladen hatten. Moderiert von Dr. Christian Fahrenbach, hatte die Gruppe Gelegenheit, sich „Off-the-Record“ mit unseren Gastredner*innen auszutauschen.

Spannende Einblicke in die journalistische Arbeit bei XING (NEW WORK SE) gab Astrid Maier, Chefredakteurin von XING News. Sie berichtete von Dverse Media, einem Verein, den sie mitgegründet hat und der sich für mehr Vielfalt sowie Innovation im Journalismus einsetzt. Astrid Maier stellte uns zudem das gerade neu gegründete Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog vor, welches sie als derzeit als Kuratoriumsmitglied berät und begleitet. Wertvolle Karrieretipps hatte Astrid Maier als Wirtschaftsjournalistin und Digitalexpertin für unsere Teilnehmer*innen ebenfalls parat.

Im Anschluss durften wir Jesper Doub von Meta begrüßen. Als Director International News Partnerships verantwortet er die Pflege der Beziehungen zu Verlegern sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Medienhäusern und journalistischen Einrichtungen. Spannend war zudem ein Blick auf Jesper Doubs eigenen Werdegang, der nach einem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium u.a. vorherige Stationen bei Bauer und beim Spiegel umfasst.

Zu Gast waren darüber hinaus aus dem Meta-Team Stéphanie Barsch, Strategic Partner Manager; Victoria Gorgs, Strategic Partner Manager und unser DJ-Alumnus Paul Haase, Partner Solutions Manager. Erörtert wurden z.B. Fragen zur Steigerung von Leser- und Abozahlen von Nachrichtenverlagen sowie der Aufbau nachhaltiger Geschäftsmodelle. Besonders gefreut hat uns darüber hinaus aber auch der persönliche Einblick, den Paul uns in seinen bisherigen Karriereweg gewährte, der mit seinem berufsbegleitenden Master-Studium an der HMS von Xing über Opinary zu seiner aktuellen Tätigkeit führte.

Der Abend war reserviert für eine Stadtführung, um auch von den Gegebenheiten vor Ort einen kleinen Einblick zu bekommen und Perugias kulturelles Erbe zu erleben. Zwar regnete es in Strömen, das tat dem Ganzen aber keinen Abbruch und wird uns in mehrerlei Hinsicht sicher in Erinnerung bleiben. Besonders der unterirdische Stadtteil unter der Rocca Paolina, der nach der Unterwerfung Perugias durch Papst Paul III. 1540 verschüttet wurde, hat uns sehr beeindruckt. Kleine Anmerkungen am Rande für Filmbegeisterte: Mickey Rourke drehte hier 1988 einige Szenen als Franziskus. Aber auch sonst blickt die Hauptstadt Umbriens auf eine bewegte Geschichte zurück und alle von uns, die sich am Morgen beim Frühstück noch über das etwas fad schmeckende Brot gewundert hatten, wussten nun auch warum: Im sogenannten „Salzkrieg“ um 1540 weigerten sich die Peruginer, die von Papst Paul III. eingesetzte Salzsteuer zu akzeptieren und dieser handelte drastisch. Perugia wurde dem Kirchenstaat unterworfen, bis es schließlich 1860 Teil des Vereinigten Königreichs Italien wurde. Dies wirkt immer noch nach: Bis heute wird das Brot aus Protest kaum gesalzen.

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Tag 2: Besuch des Centre for Media Pluralism and Media Freedom (CMPF) in Florenz und Netzwerken bei Metas Drinks Reception im Hotel Brufani

Morgens starteten wir mit unserem Charter-Bus auf den zweistündigen Weg nach Florenz, um das Centre for Media Pluralism and Media Freedom zu besuchen. Das CMPF wird durch ein Expertenteam aus den Bereichen Medienmärkte und-ökonomie, Politik- und Kommunikationswissenschaft sowie Recht geleitet. Hier werden Forschungslinien zu Medienfreiheit, Pluralismus und den Grundrechten entwickelt, um Wissen für Politik- und Regelsetzungsprozesse bereitzustellen und sich an öffentlichen Debatten mit Akademikern, politischen Entscheidungsträgern, Regulierungsbehörden und Journalisten zu beteiligen. Nach unserer Ankunft wurden wir herzlich von Research Associate Konrad Bleyer-Simon begrüßt. Er spendierte uns einen Kaffee und führte dann über den Campus, der so schön ist, dass die/der ein*e oder andere kurz überlegte, nach dem Master hier zu promovieren. Prof. Dr. Elda Brogi, Scientific Coordinator, sowie Konrads Kolleginnen Dr. Maren Beaufort und Dr. Maria Zuffova erzählten anschließend von ihrer Arbeit. Sie beantworteten Fragen zur Pressefreiheit in einzelnen Ländern und wie sich diese in bestimmten Zeiträumen verändert hat. Thema waren hierbei u.a. auch die derzeitigen Geschehnisse in Osteuropa einschließlich des Ukraine-Kriegs, welche gerade erst aktuelle, veröffentliche Forschungsergebnisse bereits wieder als überholt erscheinen lassen.

Um unser Programm in Florenz zu komplettieren, besichtigten wir im Anschluss zudem die beeindruckende Altstadt, gingen bei bestem Wetter ein wenig bummeln und ein gutes italienisches Essen durfte natürlich auch nicht fehlen.

Zurück in Perugia, waren wir am Abend zur Meta Drinks Reception im wunderschönen Hotel Brufani verabredet. Es wurde begeistert genetzwerkt – für viele von uns nach langer Zeit im Digitalen nun endlich wieder in Präsenz. Neben unseren Alumni stießen wir auf viele weitere bekannte Gesichter der Branche. So z.B. auf Ellen Heinrichs, Gründerin des neuen Bonn-Institutes sowie HMS-Beiratsmitglied und Unterstützerin unseren jährlichen Constructive Journalism Days. Mit Ulrich Hagerup vom Constructive Institute in Aarhus/Dänemark gleich an ihrer Seite, durfte ein Selfi mit unserer Gruppe natürlich nicht fehlen.

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Tag 3 und 4: Spannende Vorträge des #ifj22 in historischen Kulissen

Die nächsten zwei Tage waren straff durchgetaktet mit dem Besuch der vielfältigen englischsprachigen Panels des International Journalism Festivals. Den Auftakt bildete die Frage der ersten Session, wie Journalist*innen über die Klimakrise berichten können, ohne dass das Publikum das Thema aufgrund seiner Negativität meidet. Tolle Beispiele über eine konstruktive Klimaberichterstattung lieferten die Wissenschaftsjournalistin Sahana Ghosh aus Mongabay in Indien, Lola Garcia-Ajofrin, Senior Reporterin bei Outriders oder der italienische Journalist und Mitbegründer des Adaption Projects Marco Merola.

Weiter ging es mit Live-Storytelling: Hier gewährten Douglas Mc Gray, Editor in Chief und Mitbegründer des Pop-Up Magazine, und India Bouquerel, Editor in Chief beim Live Magazine, spannende Einblicke in verschiedene Cases.

Schwerwiegende, wirklich aufwühlende Themen wie „Strategic lawsuits against public participation“ (SLAPPs) fanden ebenfalls ihren Platz: So berichteten u.a. die Journalistinnen Annelie Ostlund, Realtid Media in Schweden, und Maria Cheresheva, Journalistin aus Bulgarien, sehr eindringlich und ergreifend, wie sie von mächtigen Konzernen aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung eingeschüchtert und verklagt wurden.

Raum für individuelle Interessenschwerpunktsetzungen gab es ebenfalls, und so tauschten wir uns in der Gruppe abends über den Besuch unterschiedlicher Panel aus – natürlich bei leckerer Pizza oder ähnlichem.

Der Freitag begann mit dem gemeinsamen Besuch einer Session zu Diversität in Redaktionen, wo unter anderem Eva Simpson, Kolumnistin des Daily Mirror, und Joseph Harker, Senior Editor for Diversity and Development beim Guardian, Ideen für demografisch repräsentativere Newsrooms diskutierten und welche Herausforderungen es dabei zu überwinden gelte. Für viele ebenfalls spannend war der Vortrag von Yusuf Omar, Mitgründer von Hashtag Our Stories, wie man mit neuen Formaten auf Tik Tok und Co vor allem sehr junge Zielgruppen mit journalistischem Content versorgen kann. Authentisch, persönlich, von jungen Menschen für junge Menschen, fügen sich die informativen Clips nahtlos in den unterhaltenden Feed.

Zwischendurch trafen wir uns auf einen Kaffee mit Anita Zielina, die uns als Director of Strategic Initiatives der CUNY’s Newmark J-School Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen in der Medienbranche stand. Auch die Hinweise, Erfahrungen und Tipps von ihr, ob und wie man es schaffen kann, innovative Ideen in den eigenen Redaktionen voranzutreiben, stießen bei unserer Gruppe auf großes Interesse.

Am letzten gemeinsamen Abend gab es dann noch ein traditionelles italienisches Essen, das mit der ortsüblichen Pasta als Primi Piatti und mit Fleisch als Secondi Piatti serviert wurde. Nach dem Dessert wurde noch ein bisschen über die Reise resümiert. Hoch zufrieden, aber sichtlich erschöpft war das gemeinsame Fazit: Wir kommen wieder im nächsten Jahr, das IJF ist immer eine Reise wert. Und mit dem Studiengang war es umso schöner.