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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE

„Wenn keiner mehr Print will, gibt es keinen Print mehr!”

von MORITZ TRAUTMANN am 25.01.2023

Gastgespraech Andrea Wasmuth 5 1

Am 17. November hatten die Studierenden der HMS wieder mal ein sehr spannendes Gastgespräch im Ditze-Hörsaal. Andrea Wasmuth nahm sich Zeit, um den Studierenden einen Einblick in ihren Beruf und die Handelsblatt Media Group zu geben, bei der sie seit Mitte 2020 Geschäftsführerin ist. Die Handelsblatt Media Group ist ein digitales Medienhaus und existiert bereits seit über 80 Jahren. Mit dem Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt das Unternehmen über 900 Mitarbeitende. Viele wissen nicht, dass die Handelsblatt Media Group ein Familienunternehmen mit einem klassischen Verleger ist, welcher für unabhängigen Qualitätsjournalismus steht, wie Andrea Wasmuth berichtet. Dies zahlt sich aus, was sich am GPRA-Ranking, wo das Handelsblatt 2016 als vertrauenswürdigste Tageszeitung Deutschlands gekürt wurde, messen lässt.

Durch Merger an die Spitze

Wasmuth hat in Edinburgh Betriebswirtschaftslehre studiert, bevor sie ihren Berufsweg in die Medienbranche startete. Bevor sie bei der Handelsblatt Media Gruppe (HMG) tätig wurde, arbeitete sie als Vice President Finance & Controlling bei einer Beteiligung der Burda Gruppe. Ihre ersten Berührungspunkte mit der HMG hatte sie, nachdem ihr damaliger Arbeitgeber Hubert Burda Media Anteile an eine Tochtergesellschaft an die HMG verkaufte und in diesem Zuge Andrea Wasmuth zur Geschäftsführerin machte. Es folgten weitere Aufgaben, unter anderem auch als Geschäftsführerin der “Handelsblatt Media Group Solutions”, die individelle Kundenlösungen entwickelt. Hier trieb sie Transformationsprozesse und Kulturwandel voran, da sie dort ein enormes Interesse verspürte.
Nach vielen Gesprächen und Analysen zu neuen Aufstellungen auch mit den Eigentümern Familie hinter der Handelsblatt Media Group übernahm sie dann Mitte 2020 die Geschäftsführung der HMG, seit Anfang 2021 als alleinige Geschäftsführerin. Sie selbst ist zwar das Organ des großen Ganzen, betont aber, dass alle Themen gemeinsam im Team vorangetrieben werden.

Print nur solange Nachfrage existiert


Die beiden Kenrmarken der HMG sind das Handelsblatt, die bereits seit 75 Jahren existiert, sowie die Wirtschaftszeitschrift WirtschaftsWoche, die auf beachtliche 95 Jahre kommt. Es geht bereits seit Erschaffung dieser beiden Printmedien primär um den Auftrag, Menschen die Wirtschaft und Finanzen näherzubringen und verständlich zu machen. Im Laufe der Zeit wandelte sich das Unternehmen von einem klassischen Print Zeitungshaus zu einem digitalen Medienunternehmen, produziert aber nach wie vor auch die Printversionen der WirtschaftsWoche und des Handelsblatts mit einer Auflage von jeweils etwa 99.800 und 132.000 Exemplaren. Andrea Wasmuth vermerkt aber selbst: „Wenn keiner mehr Print nutzt, dann gibt es keinen Print mehr!“. Das wird aber noch eine Weile dauern.

Mehr Events und Innovation


Digitalisierung und Entwicklung sind für die Handelsblatt Media Group keine Fremdwörter. Neben den wachsenden Online Nutzern über verschiedene Wege (Website, E-Paper, App oder Newsletter) finden auch neue Formate wie zum Beispiel Podcasts großen Anklang. Gerade hier wurde ein Zuwachs der Abonnements festgestellt, nachdem dort Werbung für das eigene Produkt platziert wurde.
Produziert werden die Inhalte 24 Stunden täglich. Mit Redakteur/innen im Ausland wird auch in der Nacht produziert.
Besonders spannend ist auch das Wachstumsfeld Events. Über 200 Events, Webinare und Seminare stellte das Team im letzten Jahr online und vor Ort auf die Beine. Die Themen sind weitreichend und gehen von Change-Transformationsprozessen über Energie- und Nachhaltigkeitsthemen bis hin zu Themen aus der Finanzbranche . Die erhöhte Anzahl an digitalen Events begann vor allem während der Corona-Pandemie. Es musste schnellstmöglich umgedacht werden. „Wie können Events neu gedacht werden, wenn wir sie nicht vor Ort machen können? Wir haben dann schnell aus Konferenzräumen Studios gebaut, und das führte zu einer erfolgreichen Kollaboration zwischen den Bereichen im Medienhaus.“ Die Redaktion hatte sich direkt mit Produkt und Technik zusammengesetzt, die Produkte neu gedacht und war somit der Konkurrenz einen Schritt voraus.

Fragen aus dem Plenum


Auf Nachfragen der Studierenden konnte der Einblick in das Unternehmen noch vergrößert werden. Beispielsweise zeigt die Führungsebene eine Geschlechterverteilung von 60/40 auf, trotzdem gehe es darum, die besten Leute zu bekommen und keine Frauenquote zu verfolgen.
Es wird bei der Handelsblatt Media Gruppe außerdem versucht, mehr junge Leser zu gewinnen. Eigene Formate trugen hier keine Früchte, daher wird versucht, die jungen Leser auf anderen Kanälen wie den sozialen Medien LinkedIn, Instagram oder TikTok zu gewinnen. Der Auftrag lautet hier, früh an die Wirtschaft zu gehen.
In Zukunft soll noch viel grundsätzliche datenbasiert gearbeitet werden. Andrea Wasmuth verrät, dass noch nicht user zentriert genug gearbeitet wird. Dies ist allerdings auch abhängig von der Art der Daten und nur eine Frage der Zeit.
Wir konnten ein spannendes Unternehmen mit viel Mut und Ideenreichtum kennenlernen und wünschen Andrea Wasmuth für die Zukunft noch viel Erfolg. Ein Besuch im Medienhaus in Düsseldorf ist hoffentlich in Planung, nachdem eine mündliche Einladung bereits ausgesprochen wurde.