HMS - BLOG

DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / AUSLANDSBERICHTE

Ungefiltert Japan: Unsere Learnings vom International Field Trip 2025

von MERLE STEIMKE am 07.08.2025

Zwei Wochen Studienreise Japan klingt wie Abenteuer. Und das war es auch. Doch neben all den Begegnungen, Bahnfahrten und 7-Eleven-Besuchen war der International Field Trip für uns als Jahrgang vor allem eins: lehrreich. Ob beim Austausch mit Unternehmen, bei kulturellen Erlebnissen oder im „Alltag“, immer wieder stießen wir auf Denkweisen, Werte und Verhaltensmuster, die uns nicht nur überraschten, sondern auch zum Nachdenken brachten. Während ihr hier nachlesen könnt, was wir alles erlebt haben, wollen wir in diesem Beitrag kurz anreißen, welche Erkenntnisse uns als Gruppe besonders in Erinnerung geblieben sind.

Winkend vor Schrein in Kyoto

Learning #1: Ordnung ist Service, nicht Zwang

Wir alle kennen das Klischee: Japan ist organisiert. Aber wie sich diese Ordnung im Alltag anfühlt, ist ganz anders als erwartet. Ob in Supermärkten, auf Baustellen, in Unternehmen oder an U-Bahn-Stationen nach einer Großveranstaltung wie die Expo: Abläufe sind durchdacht, alles wirkt leise effizient. So drehen sich Sitze im Zug automatisch in die Fahrtrichtung und die öffentlichen Toiletten sind nicht nur vielfältig vertreten, sondern zudem sauber, kostenlos und mit Hightech-Funktionen ausgestattet. Nach zwei Wochen Japan wissen wir, dass gute Organisation nicht einengt, sondern entlasten kann.

Learning #2: Kommunikation läuft nicht immer über Worte

In vielen Gesprächen war nicht entscheidend, was gesagt wurde, sondern wie. Zwischenformulierungen, Pausen, Körpersprache, all das hatte Gewicht. Denn in Japan funktioniert Kommunikation oft indirekt. Diese sogenannte High-Context-Kommunikation war für uns anfangs ungewohnt, aber unglaublich lehrreich. Besonders in interkulturellen Teams kann dieses Verständnis Gold wert sein. Schön zusammengefasst wurde es bei unserem Recap: „Zuhören ist nicht dasselbe wie Verstehen und nicht jede Zustimmung oder Ablehnung kommt mit einem Ja oder Nein.“

Learning #3: Global denken heißt lokal verstehen

Ob bei Google, TikTok oder Dentsu: Immer wieder wurde uns deutlich, dass internationale Unternehmen nur dann erfolgreich sind, wenn sie den lokalen Markt wirklich verstehen. Wer hier mit globalen Standards auftritt, ohne kulturelle Besonderheiten zu berücksichtigen, wird schnell scheitern. Nutzerverhalten, Werbestile und sogar Humor unterscheiden sich deutlich vom westlichen Markt. Unser Take-away: Lokalisierung ist mehr als Übersetzung (wie wir gelernt haben, kann das sehr schnell nach hinten losgehen), sie ist die Balance zwischen Gewohnheiten, Codes und Erwartungen.

Learning #4: Honne vs. Tatemae

In der Öffentlichkeit zeigt sich Japan meist still und kontrolliert. In Bahnen wird nicht gesprochen, auf der Straße weder gegessen noch getrunken. Es wirkt alles geordnet und aufeinander abgestimmt. Wir erlebten eine Gesellschaft, in der kaum jemand aus der Reihe tanzt, sondern höflich, bedacht und rücksichtsvoll ist.
In Gesprächen wurde uns immer wieder gespiegelt, dass dieses öffentliche Verhalten nur eine Seite ist. Auch „Tatemae“ genannt, eine gesellschaftliche Fassade, bei der man sich so verhält, wie die Gesellschaft es von einem erwartet. Im Privaten, so erzählten viele, sieht das oft ganz anders aus. „Honne“ ist das private Gesicht, bei dem man das auslebt, was man fühlt. Dort darf man sich fallen lassen, individueller sein. Einen kleinen Eindruck bekamen wir bei unserem Karaoke-Abend: Während wir uns in unserem gebuchten Raum noch sortierten, hörte man aus dem Nachbarraum bereits enthusiastischen Gesang durch die Wand. Und das laut und deutlich. Unser Learning: Auch wenn sich vieles im Außen kontrolliert anfühlt, steckt viel mehr hinter der Fassade. Man bekommt es nur nicht sofort zu sehen.

Learning #5: Manchmal muss man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen

Ein besonderes Learning lieferte unser Kommilitone Matthias. Beim Besuch eines Schreins zog er sich für 100 Yen ein schriftliches Schicksal: er zog „bad fortune“. Unzufrieden mit seiner Aussicht, zahlte er noch einmal, diesmal war’s „good fortune“. Da „schlecht“ und „gut“ sich somit ausglich, zog er ein drittes und finales Schicksal. Er hatte wortwörtlich Glück und zog das „great fortune“. Sein Fazit: Drei Lose, 300 Yen, ein Happy End und die Erinnerung, dass man manchmal sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss.

Schicksalsprozess in Japan

Natürlich war das nur ein Auszug aus dem, was wir aus Japan mitnehmen durften, gedanklich sowie fachlich. Wer wissen möchte, wie unsere Reise aussah, welche Orte wir besucht haben und was unsere Highlights waren, findet hier unseren ausführlichen Recap-Artikel zum International Field Trip nach Japan!