Zwei Wochen, drei Städte, unzählige Eindrücke. Unser Studienreise ging dieses Jahr nach Japan. Für die meisten von uns war es der erste Besuch im Land der aufgehenden Sonne. Doch wer bei Japan nur an Sushi, Shinkansen und Mangas denkt, hat falsch gedacht. Was wir, der MBA25-Jahrgang der Hamburg Media School, erlebt, gelernt und gefühlt haben, passt kaum in einen Blogpost. Aber wir versuchen es trotzdem und teilen in diesem Blogbeitrag einen Rückblick der Reise.
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / AUSLANDSBERICHTE
Konnichiwa Japan! Zwei Wochen zwischen Tech, Traditionen und Teezeremonie

Die Studierenden bei der Ankunft in Japan
Los ging es Mitte Juni. Nach einer Reisezeit von knapp 20 Stunden stiegen wir in Osaka aus dem Flugzeug und wurden schon um 7 Uhr morgens von 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent begrüßt. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die nächsten zwei Wochen, die uns zugleich fordern und faszinieren sollten: Denn auf dem Plan standen über 15 offizielle Termine mit Unternehmen, Medienhäusern, Forschungseinrichtungen und Institutionen. Doch trotz vollem Kalender blieb Zeit, das Land auch individuell zu erkunden. Sei es bei einer traditionellen Teezeremonie, einem Besuch in Hiroshima oder beim frühen Spaziergang durch den Bambuswald von Arashiyama, noch bevor die Touristenströme einsetzten.
Woche 1: Kultur, Kreativität und Forschung in Kyoto und Osaka
Unsere erste Woche in Japan führte uns in die kulturell und kreativ pulsierende Kansai-Region mit den Städten Kyoto und Osaka. Direkt nach der Landung ging es für uns vom Flughafen in Osaka weiter nach Kyoto. Bei einem Kick-off-Workshop und einem gemeinsamen Welcome Dinner erhielten wir erste Einblicke in Japans Geschichte und Lebensart und stimmten uns auf zwei spannende Wochen ein.

Gemeinsames Welcoming-Dinner
Gleich zu Beginn der Woche fuhren wir nach Osaka, wo wir uns mit Zukunftstechnologien und internationalen Beziehungen beschäftigten. Im DFKI Lab Japan tauchten wir in Themen wie Eye Tracking und den Oura Ring ein. Direkt danach ging es weiter ins Rathaus von Osaka, wo uns Martin Leal Einblicke in die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka gab. Der erste (von vielen) Abstecher in den Convenience-Store 7-Eleven zwischen den Terminen durfte dabei für unsere Reisegruppe dabei nicht fehlen.
Da die Weltausstellung aktuell in Osaka stattfand, war schnell klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen konnten: So verbrachten wir einen ganzen Nachmittag auf dem Expo-Gelände und bekamen Einblicke in Konzepte rund um Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und internationale Zusammenarbeit. Besonders in Erinnerung blieb uns das Deutschland-Haus mit dem Maskottchen „Circular“ und spannenden Insights zur Kreislaufwirtschaft.
Trotz vollem Programm blieb Raum für Austausch und genau das machte den Besuch an der renommierten Kansai University so besonders. Hier wurden wir nicht nur von Prof. Naoki Akaedai herzlich empfangen, sondern auch von einigen seiner Studentinnen. Nach spannenden Einblicken in Japans Kultur zu Themen wie Robotor-Obsessionen, erkundeten wir zusammen die längsten Shoppingstraße Osakas und probierten auf Empfehlung die Lieblingsgerichte der japanischen Studentinnen.
Zurück in Kyoto schlugen wir den Bogen zur Popkultur: Beim Besuch des Kyoto International Manga Museums und der Kyoto Seika University, tauchten wir in eine kreative Szene ein, die weit über reine Zeichnungen hinausgeht, sondern in Japan auch Ausdruck gesellschaftlicher Themen ist.

Die Reisegruppe beim Nintendo-Museum
Ein besonderer Moment in der ersten Woche war unser freiwilliger Ausflug um 5 Uhr morgens zum Bambuswald in Arashiyama. Dank eines Tipps unseres Professors Dr. Armin Rott erlebten wir den Wald um diese Uhrzeit nahezu menschenleer und genossen die ruhige Atmosphäre zwischen all den Eindrücken. Mindestens genauso unvergesslich und ein echtes Highlight: der Besuch des Nintendo Museums in Kyoto. Gemeinsam spielten wir mit alten Konsolen, ob in Normalgröße oder überdimensional, stellten in einem Paar-Test unsere Teamfähigkeit unter Beweis und wagten uns ans Baseballspielen mit einem Schaumstoffschläger.
Einblicke in die Lasertechnologie von Metro-Weather sowie ein Besuch im Goethe-Institut in der Villa Kamogawa rundeten unsere Woche in Kyoto ab.
Der letzte Tag in Kyoto stand zur freien Verfügung und wurde von uns ganz unterschiedlich genutzt: Ob ein Ausflug zum größten See Japans, ein Besuch im Nara-Park mit freilaufenden Rehen oder ein Tagestrip nach Hiroshima, jede:r gestaltete den Tag auf eigene Art besonders. Am Sonntag hieß es dann: Weiter nach Tokyo. Mit dem Shinkansen, dem schnellsten Zug Japans, legten wir die gut 500 Kilometer lange Strecke in unter drei Stunden zurück. Angekommen in Tokyo, checkten wir ins Hotel ein und waren bereit für die zweite Woche unserer Reise.
Woche 2: Medien, Wirtschaft und Diplomatie in Tokyo
In Tokyo rückten wirtschaftliche, mediale und gesellschaftspolitische Themen in den Vordergrund. Innerhalb von nur fünf Tagen besuchten wir über zehn Institutionen: Darunter globale Tech-Konzerne, diplomatische Vertretungen, Medienhäuser und Forschungseinrichtungen.

Zu Besuch bei der Deutschen Botschaft
Den Auftakt machte der Besuch bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan, wo der COO Dr. Witoslawski unsere Fragen über die wirtschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und Japan beantworten konnte.
Anschließend empfing uns Stefan Biedermann, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Botschaft, mit einem unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag, gespickt mit persönlichen Anekdoten, kulturellen Tipps und diplomatischem Hintergrundwissen. Spätestens hier merkten wir, dass bestimmte Themen immer wieder Gesprächsthema bei den Terminen waren. Zum Beispiel, wie stark unausgesprochene Regeln und zwischen den Zeilen kommunizierte Erwartungen den Alltag und das Arbeitsleben in Japan prägen. Im Deutschen Institut für Japanstudien tauchten wir noch tiefer in diese gesellschaftspolitischen und kulturellen Strukturen ein und diskutierten über Migration, Demografie und soziale Spannungsfelder.
Bei Dentsu, Japans größter Werbeagentur, ging es um Marketing in einem sogenannten „High Context“-Markt, in den Nuancen, Zwischenzeilen und unausgesprochene Botschaften mehr zählen als direkte Aussagen. Ein besonderes Extra: eine kurze Live-Performance des Unternehmenssongs von Dentsu. Ein Moment, den wir auf unserer Studienreise nicht erwartet hätten und der uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.
Die Reisegruppe bei Dentsu
Technologisch wurde es ebenfalls eindrucksvoll: Bei SONY testeten wir neueste Innovationen im Bereich der 3D-Visualisierung. Vor allem ein immersives Filmerlebnis ganz ohne 3D-Brille war für uns alle faszinierend und ein absolutes Highlight. Bei Google Japan diskutierten wir über die lokale Anpassung globaler Plattformen und News-Partnerschaften und bei TikTok (ByteDance) standen lokale Content-Strategien und Plattformregulierung im Fokus. Gekrönt wurde unser Besuch von einem spektakulären Ausblick aus dem 30. Stockwerk auf die berühmte Shibuya-Kreuzung.
Auch die mediale Landschaft Tokios lernten wir aus verschiedenen Blickwinkeln kennen. Lars Nicolaysen von der dpa berichtete über seine Arbeit als Auslandskorrespondent, Ulrich Mendgen führte uns durch das ARD-Studio und Kenichi Takano von der Asahi Shimbun, einer der größten Zeitungen Japans, ermöglichte uns nicht nur spannende Einblicke in die Redaktion, sondern auch eine exklusive Führung durch das Verlagsgebäude und die Druckerei.

Auch das Erkunden von Bars durfte nicht fehlen
Zum Abschluss unserer Reise tauchten wir noch einmal tief in die japanische Alltagskultur ein: beim Baseballspiel der Tokyo Yakult Swallows im Meiji Jingu Stadion. Trotz Rückstand gegen den Tabellenführer gelang es dem Team als Tabellenletzter mit zwei Homeruns noch den Sieg zu holen. Selbst ein plötzlicher Regenschauer konnte die Euphorie nicht trüben und schnell wurden wir von dem Jubel und Gesang der Fans mitgerissen.
Bevor es zurück nach Deutschland ging, blieb uns noch ein freier Tag, um Tokyo auf eigene Faust zu entdecken. Während einige den Tag mit einem Besuch in einem Capybara-Café starteten, machten sich andere auf den Weg zum Mount Fuji oder einem kleinen Strand mitten in Tokyo. Wo sich viele von uns wiederfanden? An einer Straße, die für ihre Keramikläden und Küchenutensilien bekannt ist. Perfekt, um noch die letzten Mitbringsel zu besorgen. Den Abend ließen wir ganz klassisch japanisch mit einer Karaoke-Session in einem privaten Raum ausklingen. Ein krönender Abschluss unserer Studienreise!
Unser Fazit
Zwei Wochen, drei Städte, unzählige Eindrücke, Ohrwürmer der Discount-Kaufhaus-Kette Don-Quijote und immer auf der Suche nach dem nächsten Mülleimer: unser International Field Trip nach Japan war weit mehr als eine gewöhnliche Studienfahrt. Diese Reise war nicht nur eine fachliche Entdeckungsreise, sondern auch eine persönliche Erfahrung, die uns als Gruppe noch enger zusammengeschweißt hat. Zwischen jahrhundertealter Tradition und modernster Technologie erlebten wir eine faszinierende Balance, die Japan so einzigartig macht und das von sehr herzlichen Gastgeber:innnen. Bis heute vermissen wir Japans Sauberkeit, die 7-Eleven-Läden an jeder Ecke, die ruhigen Bahnen, das leckere Essen, unseren täglichen (guten!) Iced-Matcha-Lattes und vieles mehr.
Zum Schluss möchten wir uns ganz herzlich bei Roxane Biller, Prof. Armin Rott und Christian Wellbrock bedanken, die diese Reise mit so viel Engagement, Herzblut und Weitblick möglich gemacht und uns auf jedem Schritt begleitet haben. Ein großer Dank gilt ebenso unseren zahlreichen Gastgeber:innen in Japan. Die Einblicke, Gespräche und Begegnungen haben uns unheimlich inspiriert, zum Nachdenken angeregt und uns Japan auf eine Weise näher gebracht, wie es keine touristische Reise je gekonnt hätte.