HMS - BLOG

DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE

“Mehr als Krawall” – Ein Gastgespräch mit Mopo-Chefredakteur Maik Koltermann

von LENA WILLEMS am 05.04.2022

Im Gespräch mit den angehenden Medienmanager:innen berichtet Mopo-Chefredakteur Maik Koltermann von seinen alten und neuen Rollen bei der Traditionszeitung, von Journalismus in Zeiten der Pandemie und von dessen Quintessenz früher wie heute.

Maik Koltermann official

Seit 2020 Chefredakteur der MoPo: Maik Koltermann verantwortet die Neuausrichtung des traditionsreichen Blattes

Volo, Redakteur, Chef vom Dienst, Ressortleiter, stellvertretender Chefredakteur – Maik Koltermann hat schon eine ganze Menge Stationen bei der Hamburger Morgenpost durchlaufen, als er nach zwischenzeitiger Trennung vom Blatt im März 2020 die Chefredaktion übernimmt. Geradliniger kann eine Karriere im Journalismus wohl kaum verlaufen, will man meinen. Allerdings landet Koltermann eher zufällig in der Branche: Zu Schulzeiten bewirbt er sich bei seinem damaligen Lieblingsmusikmagazin Visions, mehr interessiert an potentiell kostenlosen Konzerttickets als am Schreiben selbst.

Doch das ändert sich offensichtlich schnell. Nach einem kurzen studentischem Ausflug in die Welt der Jurist:innen bewirbt sich Koltermann bei der Mopo und startet dort 2000 sein Volontariat. Erst ein Personalwechsel und für ihn fragwürdige Sanierungsmaßnahmen im Verlag bringen ihn 2019 dazu, vorübergehend seine Sachen zu packen. Lange bleibt er allerdings nicht fern.

Als Arist von Harpe die Zeitung ein Jahr später übernimmt, kann Koltermann die Mopo als neuer Chefredakteur nun nach seinen Vorstellungen und Visionen ausrichten und voranbringen. Auf journalistischer Seite bedeutet das für ihn: eigene Recherchen, eigene Themensetzung und vor allem “draußen bei den Leuten sein”. Dazu werden auch auf technischer Ebene schnell Änderungen angestoßen. Mit eigenem Redaktionssystem und reduzierten Büroflächen werden immense Summen eingespart, ohne Qualitätsabstriche machen zu müssen.

Klar, mit der kurz später aufflammenden Coronakrise gestaltet sich die Umsetzung – vor allem das Vorhaben, bei den Menschen zu sein, auf sie zuzugehen – alles andere als leicht. Und trotz aller Home-Office-Vorteile leidet doch ab und an auch mal die Kreativität unter dem rein virtuellem Austausch, sagt Koltermann. Die besten Ideen entstehen eben bekanntlich an der Kaffeemaschine.

Dennoch, die Mopo trotzt dem Virus, wie wir von Koltermann lernen. Mit starken Titelseiten, klarer Positionierung hinsichtlich Coronamaßnahmen und Geschwurbel, und dem Versuch, den Menschen in so unsicheren Zeiten Halt zu bieten statt Ängste und Sorgen zu befeuern. Ende 2021 wird mit MOPO+ dann auch eine Paywall etabliert. Natürlich mit dem Versprechen, dass das, was dahinter zu finden ist, jeden Cent wert ist, sagt der Chefredakteur. Und dazu braucht es laut ihm vor allem eins: Redakteur:innen, die sich dafür Tag für Tag ins Zeug legen. Denn auch wenn es floskelartig klingt: Menschen machen nun mal Medien, nicht Maschinen. Zumindest die mit Herzblut gemachten.