„Wo stehen wir? Wir haben Krieg, Corona, 100 Millionen Flüchtlinge, Extremwetter, Armut, Artensterben, Hunger, Erderhitzung, Anstieg der Meere - und heute Abend haben wir unsere 12 kleinen Filme. Und die vielen großen Filme, die danach noch kommen sollen, das ist der Sinn der Ausbildung und das trauen wir euch auch zu.
Aber immer wieder stellt sich die Frage: Bringt das was? Wem nützen unsere Filme? Zum Beispiel die vielen Katastrophenfilme, die seit vielen Jahren teils wissenschaftlich fundiert und detailliert vorhergesagt haben, was jetzt wirklich passiert. Haben sie die Politik dazu gebracht rechtzeitig umzusteuern? Ich glaube: Sicher nicht genug. Aber ohne die Aufklärung und die Einmischung durch die Kunstschaffenden weltweit wäre es vermutlich noch viel schlimmer.
Kürzlich hab ich eine Doku mit Peter Berthold, dem berühmten Vogelzugforscher gesehen - 83, mit Rauschebart, Nachfolger von Konrad Lorenz - der sagte in seinem blühenden Obstgarten voller Tiere aller Art, dass es eine tolle Sache wäre, kleine Archen zu bauen. Jeder seine eigene Arche Noah. In jedem Garten, jedem Park, in jeder Gemeinde Ökotope mit Wildblumen, um wenigsten den Insekten und Vögeln eine Chance zu geben, wenn wir nicht mehr da sind. Die kommen dann schon ohne uns zurecht.
Aber vielleicht bekommen auch wir noch eine Chance. Vielleicht ist Kultur auch so eine Arche Noah, viele Millionen Archen auf allen Kontinenten. Werke, die alle nur in ihrem eigenen, kleinen oder großen Radius wirken, aber durch unsere Energie weltweit miteinander verwoben sind ins Netz des Lebens und dafür sorgen, dass etwas weiterlebt oder zu leben beginnt, das über uns hinausgeht.
Vielleicht sind alle Künste nur dazu da, Räume zu schaffen, in denen wir Energie tanken können und mit Leuten zusammenkommen, mit denen wir gerne zusammen sind und einander Geschichten erzählen. Wenn wir davon erzählen, wie Menschen wirklich sind, in ihrer Gemeinheit und in ihrer Güte, im Lieben und im Hassen, im Schaffen und im Zerstören, auf der Suche nach der Wahrheit und nach der perfekten Propagandalüge - wenn wir einander davon erzählen, dann haben wir wenigstens versucht zu verstehen, worum es geht.
Und bei der Filmproduktion können wir auch noch sagen: Wir haben Spaß dabei gehabt, wir haben Abenteuer erlebt, wir waren mal heiß und mal kalt. Aber nie lau. Wir haben unser Bestes gegeben. Alle hier haben ihr Bestes gegeben, für euch ist dieser Abend - Danke und viel Spaß!“
Die Hamburg Media School dankt dem Filmstudiengang für die ausgezeichneten Filme. Gespannt warten wir darauf, was im 2. Jahr der Ausbildung an Abschlussfilmen folgt. Diese werden dann im nächsten Jahr – vielleicht und hoffentlich ohne weitere Beschränkungen – gezeigt.