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Produzentenstudie 2018

Zweite große Produzentenstudie veröffentlicht

Heute wird die Produzentenstudie 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die nach 2012 zweite große Studie zur deutschen Film- und Fernsehproduktionswirtschaft gibt nicht nur einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Situation der deutschen Produzenten, sondern beleuchtet auch die Folgen der gerade stattfindenden Umwälzung von linearem hin zu non-linearem Medienkonsum für die deutsche audiovisuelle Produktionswirtschaft.

Hamburg, 4. Dezember 2018.
Durchgeführt wurde die Studie vom Forschungs- und Kompetenzzentrum Audiovisuelle Produktion (FoKo) der Hamburg Media School (HMS) in Kooperation mit Goldmedia unter finanzieller Beteiligung der Filmförderinstitutionen aus Bund und Ländern – FFA Filmförderungsanstalt, FilmFörderFond Bayern, Film- und Medienstiftung NRW, HessenFilm und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg, MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, Mitteldeutsche Medienförderung und nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen – sowie der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse:

Größe des Produktionsmarktes in Deutschland
Laut der Studie gehören von den ca. 2.000 Unternehmen aus Deutschland, die Umsätze überwiegend mit der Produktion audiovisueller Programme erzielt haben, ca. 900 Unternehmen zum klassischen Produktionsmarkt, der sich wiederum in ca. zwei Drittel TV- und ein Drittel Kinofilmproduzenten aufteilt. Die deutsche Filmproduktionsbranche hatte im Juni 2017 rund 28.000 Mitarbeiter, von denen 88 % sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Der Gesamtnettoumsatz (ohne Förderung) der Hersteller audiovisueller Produktionen lag 2017 in Deutschland bei rund 4,9 Mrd. EUR. Die klassischen Produzenten (Kinofilm- und TV-Produzenten) haben 2017 rund 3,14 Mrd. EUR erwirtschaftet.

Der Gesamtumsatz ist von 2016 auf 2017 um fast 10 % gestiegen. In den letzten sieben Jahren war die Wachstumsdynamik im TV-Produktionsbereich stärker als im stagnierenden deutschen Kinofilmproduktionsmarkt. Hingegen wuchs der Kinoproduktionsmarkt z.B. in Großbritannien, dessen Umsatzvolumen sich in den letzten sechs Jahren – unterstützt von Steuervorteilen – verdreifachte.

Top 10

Bei den zehn umsatzstärksten Produktionsunternehmen hat sich im Vergleich zu 2012 die Rangfolge bei den ersten fünf Plätzen nicht geändert. Von den Top 10 sind sieben Unternehmen mit Sendern verflochten; im Falle der Constantin, der ITV-Gruppe und der Beta Film allerdings nur mit Rundfunkveranstaltern, die keine nennenswerten Nachfrager auf dem deutschen TV-Produktionsmarkt sind. Die Marktkonzentration ist insofern größer geworden, als der Umsatzmarktanteil der Top-25-Unternehmen seit 2010 von 49 % auf 55 % gestiegen ist. Sie ist aber im Vergleich zu anderen Märkten noch gering.

Auftraggeber der deutschen Produktionswirtschaft

Der wichtigste Partner der deutschen TV- und Filmproduktionsunternehmen sind nach wie vor die Degeto und die Landesrundfunkanstalten, gefolgt von ZDF und RTL-Gruppe. Die Bedeutung der privaten TV-Sender als Auftraggeber ist jedoch seit 2011 gewachsen; ihr Anteil am Gesamtumsatz ist von 38 % auf 43 % gestiegen.

Trotz der Pole Position als wichtigster Auftraggeber der deutschen Produktionswirtschaft ist bei der ARD der Anteil der Eigenproduktionen am Gesamterstausstrahlungsvolumen des deutschen Programms traditionell sehr hoch. Er liegt zwischen 98 % (HR) und 64 % (WDR).

Der deutsche audiovisuelle Produktionsmarkt ist im Kern ein nationaler Markt. Die über die Auswertung der Programme im Ausland oder mit ausländischen Tochterunternehmen erzielten Umsätze sind sowohl bei Kinofilm- als auch bei TV-Produktionen immer noch gering.

Gewinnsituation

Die Gewinnsituation der deutschen Produktionsunternehmen hat sich verbessert. Der Anteil von Unternehmen mit einer negativen und prekären Umsatzrendite hat sich verringert, der Anteil der Unternehmen mit einer Umsatzrendite zwischen 5 % und 10 % hat sich vergrößert. Bei den großen Betrieben (mit Umsätzen von mehr als 25 Mio. EUR) liegen allerdings die Umsätze überwiegend unterhalb von 5 %. Nach wie vor liegen die durchschnittlichen Renditen der privaten TV-Sender weit vor denen ihrer produzentischen Auftragnehmer.

Finanzierung

Bei den geförderten Kinoproduktionen in der Stichprobe hat sich der durchschnittliche Förderanteil mit 45 % gegenüber 2012 um 5 % leicht erhöht. Der Finanzierungsanteil der TV-Sender am gesamten deutschen Kinofilmproduktionsvolumen blieb mit 11 % im Jahr 2017 seit 2011 fast unverändert.

Im TV-Produktionsbereich ist der Anteil der teilfinanzierten Produktionen, bei denen sich ihnen eigene Refinanzierungsmöglichkeiten eröffnen, bei der ARD gestiegen. Im Hinblick auf die realitätsnahe Kostenkalkulation gaben mehr Produzenten an, bei den vollfinanzierten Auftragsproduktionen für die öffentlich-rechtlichen Sender einen Teil der Produktionskosten selbst getragen zu haben als bei den Auftraggebern aus der RTL- und der ProSiebenSat.1- Gruppe.

Rechte- und Erlösverteilung

Was die Rechte- und Erlösverteilung angeht, so ist der Buy-Out im TV-Bereich zwar immer noch der Normalfall. Verglichen mit 2011, ist er aber bei den privaten und den öffentlich-rechtlichen Sendern auf dem Rückzug. Häufiger als 2012 erhalten Produzenten Erlösansprüche aus der kommerziellen Verwertung ihrer Produktionen. Dabei ist vor allem der Anteil bei den öffentlich-rechtlichen Auftraggebern gestiegen.

Marktumwälzung durch VoD und SVoD

Insbesondere durch den in allen Dimensionen – Umsatz, Abonnentenzahlen, Reichweiten, Zeitanteilen täglicher Nutzung etc. – stark wachsenden Video-on-Demand-Markt und die veränderten Sehgewohnheiten erfährt der TV- und Kinoproduktionsmarkt profunde Veränderungen.

Der boomende SVoD-Markt führte für die deutsche Produktionswirtschaft im Jahr 2017 zu einem zusätzlichen Auftrags- und Lizenzvolumen von geschätzten 150 Mio. EUR.; 2018 ist das Auftragsvolumen weiter gewachsen. Die kurz- und mittelfristigen Marktchancen für deutsche Produktionsunternehmen, die sich im Segment hochwertiger Programme erfolgreich positionieren konnten, sind also gut. Zum Gesamtbild gehört auch, dass die Vertragsbedingungen der SVoD-Anbieter (z.B. mit Bezug auf den Total-Buy-Out und Zahlungsraten) von den befragten Marktteilnehmern als durchaus kritisch angesehen werden.

Neue benachbarte Märkte

Näher beleuchtet wird in der Studie auch eine besondere Form der Vermarktung: das Influencer-Marketing, also die Bewerbung mit Hilfe einflussreicher Online-Persönlichkeiten über die Sozialen Medien, dem ein sehr hohes Entwicklungspotenzial zugeschrieben wird.

Informationen zur Studie

Die Produzentenstudie 2018 basiert zum wesentlichen Teil auf Ergebnissen einer bundesweiten quantitativen Befragung der Film- und Fernsehproduzenten. Die Erhebung mittels Online-Fragebogen wurde durchgeführt von April bis Juni 2018 und hat Daten für die Jahre 2017/2018 abgefragt. Insgesamt haben 329 Unternehmen an der Umfrage teilgenommen.

Die vollständige Studie kann in Buchform erworben werden beim Vistas-Verlag
oder digital heruntergeladen werden auf der Website der HMS.