HMS - BLOG

WEITERBILDUNG / MEDIA INNOVATION PROGRAM

Fünf Fragen an Eva Limmer

von KRISTINA KABA am 17.02.2022

Eva Limmer 17e131551a3954a0c8bd7ff6bf1c504a

Eva Limmer ist als Autorin und Redakteurin für die digitalen Produkte des Bayerischen Rundfunks (BR) tätig. Seit Juni 2021 ist sie Teamlead des Youtubekanals von „Lohnt sich das?“ - der mit dem Tabuthema Geld in Deutschland bricht und Transparenz in Lohn - und Finanzdiskurse bringt. Vorher war sie Redakteurin beim Instagram-Channel „News-WG“ und hat mit dem Team dort drei Jahre erfolgreich Nachrichten und Politik für eine weibliche Zielgruppe unter 30 vermittelt. Ihre Leidenschaft fürs Digitale gibt sie auch an die nächste Generation Journalist*innen weiter: Sie ist Dozentin für „Social Media Storytelling“ an der Universität Eichstätt-Ingolstadt und bringt auch den Volontär*innen des BR digitales Storytelling bei. Eva Limmer hat Journalistik an der Uni Eichstätt und Madrid studiert und in München ihren Master in Politikwissenschaften gemacht. Von 2015 bis 2017 hat sie beim Bayerischen Rundfunk volontiert.

Du bist beim BR Teamlead des YouTube-Kanals „Lohnt sich das?“ Was machst du genau?
Ich leite ein Team von drei CvDs und ca. acht Film-Autor*inen, einer Rechercheurin und einigen VJs, die regelmäßig für den YouTube-Kanal Filme produzieren, den Kanal managen und unsere Community bei Laune halten. Ich bin in einer sogenannten „Sandwich-Position“ würde ich sagen: Ich bin Troubleshooterin, Politstrategin, Schatzmeisterin, Schutzschirm und Repräsentantin nach innen und außen für dieses digitale Produkt. Ich bin nah am Produkt, auch wenn ich die Filme nicht mehr selbst mache, und kenne die und KPIs des Kanals und der Filme sowie die Vorlieben unserer treuen Fans sehr genau. Das ist in meiner Position wichtig, um die strategischen Weichen fürs Produkt selbst und im Unternehmen richtig zu managen – von Budget bis hin zu potenziellen Plattformerweiterungen. Ich bin vor allem aber ein Teamplayer und versuche meinem Team den Rücken so gut es geht freizuhalten und die Workflows so zu definieren, dass es das bestmögliche Produkt erstellen kann.

Eure Zielgruppe unterscheidet sich stark von dem Publikum, dass der BR sonst mit seinem linearen Programm erreicht. Wie sprecht ihr junge Menschen an?

Ganz einfach und eigentlich eine Binse im Journalismus: indem wir den Leuten zuhören und sie nach ihren Bedürfnissen befragen. Aber strukturiert und strategisch, z.B. mit Methoden wie der Design-Thinking-Methode, an deren Anfang eine angepeilte Zielgruppe befragt wird, um sie besser kennenzulernen und zu verstehen. Unsere Zielgruppe bei „Lohnt sich das?“ ist beispielsweise überwiegend zwischen 25 und 35 Jahren, männlich und sehr an Finanzen, Geld und Berufen interessiert. Sie suchen stark nach Vergleichsmöglichkeiten und Orientierung und fragen sich, ob sie alles gut und richtig machen im Leben. Für sie haben wir ein Produkt entwickelt und zusammen mit ihnen getestet, bis dabei „Lohnt sich das?“ herauskam. Sie finden diese Bedürfnisse jetzt bei uns durch gnadenlose Finanztransparenz befriedigt. Die User können sich anhand der Infos in den Filmen mit den Protagonist*innen und untereinander vergleichen und sehr genau in die Lebenswelt von anderen Menschen schauen. Dafür zahlen sie auch gerne Rundfunkgebühren – belegt der ein oder andere lobende Kommentar unter den Videos ;) Wir evaluieren die Kommentare und Anmerkungen zu unserem Produkt ständig und können dadurch auch die Wünsche der Community wieder einfließen lassen. Die User fühlen sich so gehört und in ihrer Meinung wertgeschätzt – und kommen dadurch noch lieber auf unseren Kanal.

Reden nicht alle nur noch von Instagram und TikTok? Wie viel Potenzial steckt noch in YouTube?

Ich glaube im Gegensatz zu Instagram und TikTok ist YouTube „here to stay“. So wie Instagram Facebook den Rang abgelaufen hat, wird TikTok das auch bei Instagram tun bzw. tut es ja bereits in bestimmten Altersgruppen. YouTube dagegen wird völlig anders genutzt als Instagram oder TikTok mit ihren eher kurzen, trendgetriebenen Inhalten. Auf YouTube können Inhalte länger und tiefergehend erzählt werden. User sind in einer Berieselungshaltung – völlig anders als auf Instagram und TikTok. YouTube wird eher wie eine Mediathek/Videothek benutzt, bei der man zu jedem noch so nischigen Thema genau das Video finden kann, das man gerade braucht – vom DIY-Tutorial bis zur Tiefseereportage. Dadurch dass YouTube an die größte Suchmaschine Google gekoppelt ist, hat es auch beim Thema Auffindbarkeit klar die Nase vorn. Ein eindeutiger Vorteil nach wie vor.

Social Media Storytelling ist dein Steckenpferd. Hast du ein paar Tipps für uns? Worauf kommt es dabei an?

Ich glaube vor allem auf zwei Dinge: Kenne dein Publikum und kenne die Plattform. Ich muss wissen für wen ich Stories erzählen will, in welcher Lebensrealität dieser Mensch unterwegs ist, was er für Vorlieben hat, wie er Medien nutzt, was er sich von der jeweiligen Plattform erwartet. Wie möchte er angesprochen werden? Treffe ich den Ton oder biedere ich mich pseudojugendlich an? Wenn ich mir da sicher bin, muss ich auch verstehen, wie die jeweilige Plattform funktioniert, auf der mein Zielnutzer unterwegs ist und welche Funktionen es gibt, um Inhalte zu publizieren. Während TikTok stark unterhaltungs- und memegetrieben ist, lebt Instagram von Ästhetik und Nahbarkeit. Schaffe ich es beides optimal zu bespielen, also Nutzer*innen mit dem richtigen Inhalt und Ansprechhaltung auf der richtigen Plattform anzusprechen, habe ich wahrscheinlich Erfolg auf Social Media.

Warum hast du dich für das JIP beworben? Was möchtest du durch deine Teilnahme erreichen/verbessern/auf den Weg bringen… ?

Ich möchte v.a. von anderen „innovativen“ Medienleuten lernen und mich mit ihnen austauschen. Was bedeutet „Innovation“ auch auf unternehmerischer Ebene? Wie kann ich es im Unternehmen beeinflussen? Wie pitche ich gut und überzeugend neue Ideen, damit keiner mehr daran vorbeikommt? Da konnte ich in den letzten Monaten schon erheblich profitieren durch den Austausch mit den Coaches, die ja Profis sind auf diesem Gebiet, aber auch mit meinen Mitstipendiat*innen, die oft vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Außerdem ist es unglaublich bereichernd, einfach mal den Kopf aufmachen zu dürfen und was Neues zu lernen.