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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / FORSCHUNG

Nachgeforscht – im Gespräch mit unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Sabrina Maaß

Die HMS ist für ihre praxisorientierte Ausrichtung und ihren dezidiert berufsqualifizierenden Ansatz in Lehre und Ausbildung bekannt. Dabei kann man leicht übersehen, dass an der HMS auch intensiv wissenschaftlich geforscht wird.
Der im Fachbereich Digital- und Medienmanagement angesiedelte Forschungsbereich Ökonomie & Management sucht dabei Antworten auf aktuelle Fragen der Digital- und Medienbranche: Was treibt die Nachfrage von Medienprodukten? Wir wirken sich Berichterstattung und Interaktion auf sozialen Netzwerken auf politische Entscheidungen aus? Wie sieht angemessene Regulierung aus?
In diesem Feld arbeitet und forscht auch unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Sabrina Maaß. Doch womit genau beschäftigt sie sich eigentlich im Detail? Was macht die Forschung aus? Und wozu soll das eigentlich gut sein?
Ein Interview.
Sabrina Portraet 3

Frisch ausgezeichnet, weil ausgezeichnet geforscht: Sabrina Maaß vor ihrem Büro an der HMS.

Liebe Sabrina,
ersteinmal herzlichen Glückwunsch! Gerade hast Du für Deine Studie zum Thema „Regulierung von sozialen Medien“ den Nachwuchspreis bei der Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) gewonnen.
Kannst Du uns kurz erläutern, in welchem Themengebiet Du forscht und um welche Fragen es in Deiner Studie im speziellen ging?
Ich beschäftige mich im Rahmen meiner Doktorarbeit mit dem Thema „Medien und Regulierung“. In meinem aktuellen Forschungsprojekt geht es beispielsweise um die Regulierung sozialer Medien: Vor zwei Jahren wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das zum Ziel hatte, Hate Speech und Fake News in sozialen Medien zu bekämpfen. Allerdings hofften nur wenige Stimmen auf eine Verbesserung des Umgangstons online. Die Anzahl der Gegner überwog deutlich. Häufig genannte Sorgen waren, dass das Gesetz soziale Medien dazu bringt, mehr oder minder wahllos alle gemeldeten Kommentare und Posts zu löschen und dass Nutzer sich nicht mehr trauen würden, ihre Meinungen zu verbreiten. Bei der ganzen Diskussion um das Gesetz war aber überhaupt nicht klar, wie viel Hate Speech es online gibt, was Hate Speech überhaupt ist und ob das Gesetz gute oder schlechte oder aber auch gar keine Konsequenzen haben wird. Genau hier setzen wir mit unserer Forschung an. Wir, das sind Jil Sörensen, Armin Rott und ich. Gemeinsam sind wir drei zentralen Fragen nachgegangen: Werden nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes mehr Inhalte in sozialen Medien gelöscht? Kommentieren die Menschen weniger nach Einführung des Gesetzes? Wird die Sprache freundlicher? Um diese Fragen zu beantworten, haben meine Kollegen und ich sechs Monate lang alle Posts und Kommentare auf zehn ausgewählten Facebook-Seiten erhoben und anschließend analysiert.
Du bist jetzt seit 4 Jahren an der HMS und arbeitest und forschst im Bereich Ökonomie & Management. Was können wir uns unter diesem Themengebiet vorstellen und was ist für Dich das Spannende an diesem Bereich?
Mich fasziniert vor allem die Vielfalt und die Relevanz in dem Forschungsbereich. Wir untersuchen alles, von Erfolgsfaktoren bei Sportübertragungen, über den Einfluss von Medien auf Wahlen, hin zu Hate Speech. Unser Themenspektrum ist sehr breit und die Arbeit dadurch wirklich abwechslungsreich.
Marcel Garz, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Medienmanagement an der HMS und heute Assistant Professor of Economics an der International Business School in Jönköping, hat seinerzeit das DFG geförderte Netzwerk „Economics of Media Bias“ gegründet – welchen speziellen Fragen seid ihr als Mitglieder dieses Netzwerks dort nachgegangen?
Ganz grob ging es immer darum herauszufinden, ob Medien in irgendeiner Art und Weise verzerrt berichten, welche Ursachen dies hat und welche Konsequenzen es gibt. Beispielsweise haben Jil und Marcel untersucht, ob Medien vor Wahlen mehr über Skandale von Politikern berichten als in Zeiten, in denen keine Wahl ansteht und gemeinsam mit Marcel habe ich untersucht, ob die Europäische Kommission versucht, negative Publicity von einheimischen Firmen in Kartellverfahren abzuwenden.
Etwas provokativ gefragt: Warum ist diese Forschung so wichtig? Welchen Mehrwert wollt ihr schaffen?
Wir müssen die Welt verstehen, um sie zu verändern. Hier leisten wir einen wichtigen Beitrag. In unserem aktuellen Forschungsprojekt geht es beispielsweise darum, erst einmal herauszufinden, wie der Umgangston online tatsächlich ist und ob Gesetze überhaupt in der Lage sind, etwas zu verändern. Noch deutlicher wird die Relevanz unserer Forschung, wenn man sich den Bereich „Media Bias“ nochmal genauer anschaut. Hier steht immer wieder der Einfluss von Medien auf Wahlergebnisse und politische Einstellungen im Fokus wissenschaftlicher Arbeiten. In Zeiten von Fake News und Hate Speech ist diese Forschung relevanter denn je.
Darüber hinaus beschäftigen wir uns in der Medienökonomie auch mit Fragen, die für Unternehmen einen Mehrwert schaffen. Erfolgsfaktorenanalyse, Konsumentenverhalten, Innovationen identifizieren…Ich glaube, wir leisten da schon Einiges.
Ganz konkret, wie kann ich mir so einen Forscher-Alltag vorstellen? Wie genau arbeitet ihr?
Ich weiß noch, dass Marcel Garz sich selbst einmal mit „Ich mag Daten!“ beschrieben hat – Muss man für Eure Forschung Daten lieben bzw. ist Big Data Eure Arbeitsgrundlage?
Einen festen Forscher-Alltag habe ich nicht, da ich neben der Forschung noch zahlreiche weitere Aufgaben an der HMS habe. Grundsätzlich würde ich aber schon sagen, dass man als Forscher geduldig und einfallsreich sein muss. Außerdem muss man damit leben können, dass der Alltag von Höhen und Tiefen geprägt ist. Und definitiv muss man Daten lieben! Je mehr Daten, desto mehr Liebe ist notwendig :D
Was an der Forschung macht besonders viel Spaß? Woran kann man manchmal verzweifeln?
Manchmal ist der Umgang mit Daten frustrierend. Datenerhebung und Datenaufbereitung sind oftmals sehr zeitaufwendig. Hat man diese Schritte mühevoll hinter sich gebracht, bekommt man nach tagelanger Arbeit nicht immer das Ergebnis, das man vermutet und sich erhofft hat. Umso schöner ist es, wenn mal etwas klappt und, etwas lapidar und nerdig gesagt, die „Sternchen“ an den richtigen Stellen in den Tabellen stehen. Wer Daten nicht mag und keine Freude an Ups und Downs hat, der muss sich ganz klar einen anderen Job suchen.
Zu welcher großen Frage würdest Du gerne noch mal forschen?
Ach, meistens stellen sich die ganz großen Fragen immer als eine Kombination vieler kleiner Fragen heraus, die man erst einmal einzeln und mühsam beantworten muss. Deswegen habe ich hier gerade keine parat. Eine Frage, die mir oft gestellt wird und auf deren Antwort ich ebenso brenne wie neugierige Freunde und besorgte Eltern, lautet übrigens: „Wann wirst du mit deiner Doktorarbeit fertig sein?“. An einer Antwort hierauf arbeite ich kontinuierlich.