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MEDIA INNOVATION PROGRAM

Das JIP als Gamechanger - die Projektfortschritte unserer Alumni

von SARA MITROVIC am 28.09.2022

Daniela Späth © Felix Fiedler

Das JIP#2 steht bereits in den Startlöchern und schon ganz bald geben wir die neue Gruppe bekannt. Zeit, einmal innezuhalten und den Blick noch einmal zurück zu richten, bevor unser JIP-Team dann im Oktober mit Vollgas ins neue Programm startet. Wir blicken also an dieser Stelle auf ausgewählte Ideen und Innovationen des Journalism Innovators Program und freuen uns besonders über die erfolgreichen Projektfortschritte unserer JIP-Alumni. Wir zeigen euch anhand von vier Projekten wie gesellschaftliche Grenzen mit Hilfe eines TikTok-Kanals überwunden werden, die Live-Streaming Plattform Twitch für journalistischen Non-Gaming-Content genutzt wird, ein österreichischer Newsletter in Deutschland zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell ausgebaut wird oder Lokaljournalismus geflüchteten Menschen nicht nur zugänglich gemacht wird, sondern sie auch gleichzeitig integriert.

Mut haben. Dinge austesten, Interesse wecken und Respekt schaffen. JIP-Alumni Heba Alkadri und Zoe Bunje zeigen mit ihrem TikTok Kanal Labneh & Brezel, wie Vorurteile zwischen zwei Kulturen ab- und Vertrauen aufgebaut werden kann. Ihr Kanal thematisiert ihre deutsch-arabische Freundschaft, womit sie nicht nur eine Orientierung für interkulturelle Freundschaften geben, sondern journalistisch über Deutschland sowie arabische Länder informieren und simultan Stereotype abbauen wollen. Mit Labneh & Brezel kreieren Heba und Zoe einen Raum für Dialog und Vertrauen und sorgen gleichzeitig für Aufklärung. Mittlerweile erreichen die beiden JIP-Alumna und Freundinnen mit ihrem TikTok-Kanal über 12.200 Follower*innen und konnten seit dem Launch von Labneh & Brezel im Dezember 2021 bereits 76.500 Likes sammeln. Noch während des JIP starteten die beiden das begehrte Entrepreneurial Journalism Creators Program an der Craig Newmark Graduate School of Journalism an der CUNY. Dort konnten Heba und Zoe ihr beim JIP angestoßenes Projekt weiterspinnen. Aktuell laden die beiden Journalistinnen am 01.10.2022 um 16 Uhr zu einem Kennenlernen mit Tee, Labneh und Brezeln nach Bremen ein. Wer dabei sein will kann sich über einen Link über ihre TikTok oder Instagram-Seite anmelden.

Spannende Live-Diskussionen über das Entlarven von Fake News durch Open Source-Tools statt lustigen Minecraft-Gameplays: Wie kann die Livestreaming-Plattform Twitch für journalistischen Non-Gaming-Content genutzt werden? Das versucht JIP-Alumna Daniela Späth mit dem DW Lab in seinem dreimonatigen Pilotprojekt herauszufinden und testet die Plattform damit gleichzeitig als weiteren Ausspielweg für den Sender. Die Livestreams des DW Lab Kanals „DWNews_Hangout“ auf Twitch richten sich an 18- bis 29-jährige US-Amerikaner*innen. Zweimal pro Woche für jeweils zwei Stunden diskutieren zwei Hosts gemeinsam mit der Community Inhalte aus den Bereichen News & Current Affairs. Mit Hilfe von Gamification-Elementen, wie interaktiven Quizzen oder Umfragen, greift das Team ernste Themen auf unterhaltsame Weise auf. Im Mittelpunkt steht dabei stets der Dialog mit der Community, die sich per Live-Chat an der Diskussion beteiligen und damit auch den Inhalt des Streams beeinflussen kann.

Dass Live-Streaming bei den Nutzer*innen aktuell extrem gefragt ist, erkannte Daniela bereits während ihrer Teilnahme beim Journalism Innovators Program. Für das Mitte August eingeführte Twitch Projekt des DW Lab, für das Daniela noch während des JIP die Freigabe erhielt, wurden ihr hilfreiche Methoden an die Hand gegeben – etwa zur Vorbereitung und Durchführung von „Usertesting“. Die vielen Perspektiven durch die anderen Teilnehmer*innen und Coaches halfen ihr – so sagt die Journalistin – das eigene Projekt voranzubringen und Herausforderungen zu meistern. Mittlerweile verzeichnet der Kanal bereits 538 Follower.

Ein weiteres JIP-Erfolgsprojekt ist der Österreich-Newsletter von Martin Langeder. Dem JIP-Alumnus und Exil-Österreicher ging es um die Berichterstattung über Österreich in der Süddeutschen Zeitung – für Österreicher*innen, die im Ausland leben, und Menschen, die sich für das Land der Berge interessieren. Mithilfe des JIP konnte Martin seine Idee zu einem richtigen Geschäftsmodell ausbauen, indem er ein spezielles Abo-Modell mit einem Digitalprodukt in Kombination mit Print entwickelte. Inzwischen findet man bereits zahlreiche Plakate für die Österreich-Ausgabe der SZ in Wien, Innsbruck, Graz und Salzburg – das ist kein Schas! Jetzt geht’s für das SZ-Team weiter. Sie wollen weiter mit der Zielgruppe arbeiten, aber möglicherweise auch andere erschließen. Wir bleiben dran!

„Beim JIP habe ich gelernt, direkt viel mehr und öfter mit Menschen über das Projekt zu sprechen, mich auszutauschen“, sagt JIP-Alumna Cornelia Gerlach. „Dass man ein Projekt oder Produkt lieber in kleinen Schritten vorantreibt und nicht versucht, erst alles perfekt aufzusetzen und dann damit rauszugehen. Das war ein Gamechanger.“ Wie sie mit ihrem Team ein Projekt durch das JIP vorangetrieben hat, zeigt Cornelia mit ihrem Projekt Amal, Ukraine! Cornelia hat bereits 2015 mit ihrer Schwester Julia und geflüchteten Journalist*innen aus Syrien und Afghanistan Amal, Berlin! gegründet. Mittlerweile ist das Nachrichtenportal für Lokaljournalismus eine etablierte Plattform für Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Bei Amal, Berlin! und Amal, Hamburg! berichten Journalist*innen mit Fluchtgeschichte auf Syrisch und Dari/Farsi über alles, was in den Städten wichtig ist. Beim JIP konnte Cornelia ihr Projekt weiterentwickeln und hilft nun auch ukrainischen Geflüchteten, die wegen des russischen Angriffskriegs auf ihr Land nach Deutschland kommen. Seit August 2022 ist Amal, Ukraine! online. Dabei geht es bei Amal nicht um Nachrichten aus den Heimatländern, sondern um Lokaljournalismus hier vor Ort – aber eben auf der Muttersprache vieler Geflüchteter. Dazu gehören Polizeimeldungen, große Reportagen über Projekte oder auch die einfache Nachricht zur ausgefallenen S-Bahn. Mit seinem Schwesterportal Amal, Hamburg! erreicht Amal, Berlin! auf Facebook rund 190.000 Follower.

Foto: Felix Fiedler