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BUNTE KISTE

„Frauen können keine Krimis“… und weitere Märchen

von BETTINA SCHARY am 07.09.2015

Anfang September findet die zweite WIFT-Lounge in Hamburg statt – und die HMS ist stark vertreten!

Ein wenig rolle ich schon mit den Augen.

Nach erfolgreich absolviertem Sheboss-Seminar und dem Besuch des Facebook Women’s Event komme ich mir langsam vor wie die offizielle Feminismus-Beauftragte der HMS. Auf geht’s nun zu einer weiteren Veranstaltung, extra von Frauen für Frauen!

Durch ein enges, pornorotes Treppenhaus geht es hoch in den „13. Stock“ am Rand des Schanzenviertels. Die Skeptik steigt mit jeder Stufe. Oben erwarten mich eine hübsche, luftige Lounge mit weißen Wänden und Sitzpolstern und viele, viele Damen unterschiedlichen Alters. Keine 30 Sekunden da, werde ich bereits mit einem freundlichen Händeschütteln begrüßt: Typisch Frau eben, gleich mal Bindung aufbauen.

Übrigens hat Kim Seidler, ab kommendem Oktober HMS-Studentin des Jahrgangs MM17, das ganze Event mit organisiert. Kim ist bereits Mitglied des WIFT und hat den hamburger Vereinssitz Anfang des Jahres zusammen mit zwei anderen Vertreterinnen aufgebaut.

WTF? WIFT?

WIFT, also Women in Film and Television, ist ein internationales Netzwerk. Ein Verein, der zur Vernetzung dient, zur Zusammenarbeit und zur beruflichen Weiterentwicklung von Frauen für Frauen. WIFT ist auf der Berlinale vertreten oder in Cannes. Das globale Netzwerk umfasst laut eigenen Angaben bereits mehr als 10 000 Frauen als 40 Ländern.

Unter dem Thema „Film: Eine Männerdomäne?“ lauschen schätzungsweise 100 Frauen (und ein paar Männer) zunächst einem kurzen Vortrag und anschließend einer Podiumsdiskussion mit wichtigen Vertretern aus der Film- und Medienbranche.
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WIFTG-Lounge im "13. Stock"

Zunächst hebt Schauspielerin und Bloggerin Belinde Ruth Stieve die allgemeine Problematik von Frauen im Filmbusiness allgemein heraus. In zahllosen Säulendiagrammen stellt sie dar, dass Frauen vor und hinter der Kamera nicht nur in der Unterzahl sind, sondern zudem noch benachteiligt werden: In der Filmförderung etwa werden weniger Filme von Produzentinnen gefördert und bekommen im Schnitt auch weniger Geld. Gegenübergestellt werden Gewerke mit einem Männeranteil von mindestens 70 Prozent (z.B. Produktion, Regie, Kamera, Stunt) und diejenigen mit einem Frauenanteil von mindestens 70 Prozent (Casting, Continuity, Maske, Kostüm). Offenbar sehen wir auch nicht so viele ältere Frauen vor der Kamera wie ältere Männer: Ab Mitte 40 nehmen die Rollenangebote für Frauen ab, wogegen ihre männlichen Kollegen noch bis ins höhere Alter dick im Geschäft sind. Auch interessant: Führt eine Frau Regie, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch Schnitt, Kamera, Drehbuch etc. von Frauen besetzt werden. Umgekehrt gilt das allerdings genauso: Man(n) umgibt sich eben gerne mit dem gleichen Geschlecht.

Ziemlich groß, der Gegensatz zwischen Mann (rosa) und Frau (blau). Spannend dabei ist, dass hingegen die Zahl der Absolventen an den Filmhochschulen ziemlich ausgeglichen ist: 42 Prozent davon sind weiblich. Wo sind die ganzen Frauen bloß?

Ihren Vortrag beendet Belinde Ruth Stieve mit einem Vorschlag: Man solle sich an zukunftsweisenden Beispielen aus Verlagen, Stipendienvergaben oder Orchesterbesetzungen orientieren. Hier würden die Bewerber anonymisiert und somit eine geschlechtliche Neutralität garantiert.

Dieser Gedanke klingt einleuchtend, hat jedoch irgendwie einen faden Beigeschmack. Sollte das wirklich die einzige Lösung sein?

Hier geht’s weiter zur Podiumsdiskussion.

Mehr Informationen über WIFT: www.wiftg.de