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Fünf Fragen an Miriam Steimer

Miriam Steimer

Miriam Steimer ist als Reporterin, Redakteurin und Moderatorin für das ZDF tätig. Sie hat Erfahrung mit Nachrichten und multimedialer Berichterstattung (Online, TV, Social Media, Videojournalismus, Mobile Reporting) sowie Spaß an der Technik. Am liebsten arbeitet sie als Reporterin vor Ort für alle Ausspielwege oder leitet Seminare und Workshops zum Thema Bewegtbild. Als Themen interessieren sie neben allem Aktuellen, insbesondere Digitalisierung, Datenschutz sowie das politische und gesellschaftliche Geschehen in Frankreich.

„Programmreferentin“ hört sich nach einem Job an, der viele Aufgaben umfassen kann. Was sind deine?
Die gute Nachricht vorneweg: Entgegen allen Klischees habe ich als Referentin noch nie irgendjemandem die Tasche hinterhergetragen. Im Ernst: Zu meinen Aufgaben gehört alles, was den Chefredakteur des ZDF inhaltlich beschäftigt. Ich mache Entwürfe für Statements, Reden oder Gastbeiträge, bereite Sitzungen der Führungskräfte vor, betreue Sendungen redaktionell oder beantworte Post von Zuschauer*innen oder Nutzer*innen. Auch Fragen wie: Nach welchen Kriterien wählen wir den neuen Volo-Jahrgang aus? oder Um welche Themen müssen wir uns bei der nächsten Strategie-Klausur kümmern? gehören zu meiner To-Do-Liste. Und sollte etwas in einer Doku, bei den Nachrichten oder beim Sport mal schiefgelaufen sein, landet das irgendwann auch auf meinem Schreibtisch.

Für das ZDF bist du auch als Redakteurin und Moderatorin im Einsatz. Wo fühlst du dich als Journalistin am wohlsten?

Am lautesten pocht mein Reporterherz: „draußen“ sein, Menschen treffen, nachfragen und so Geschichten entdecken; dabei sein, wenn etwas passiert – und das den ZDF-Zuschauer*innen und -nutzer*innen möglichst nah und verständlich zu erzählen, deshalb bin ich Journalistin. Und das Beste daran ist, diese Geschichten im Team mit tollen Kolleg*innen umzusetzen. Ich war zum Beispiel am Tag nach den Terror-Anschlägen 2015 in Paris, in einer in weiten Teilen menschenleeren Gespenster-Stadt. Auch bei solchen Ereignissen ist es wichtig, vor Ort und „Auge und Ohr“ für das ZDF-Publikum zu sein. Auch Bilder von einem Reporter-Einsatz in Brasilien habe ich im Kopf: von Frauen, die während der Schwangerschaft mit dem Zika-Virus infiziert waren und deren Kinder mit schweren Beeinträchtigungen geboren wurden. Viele dieser Frauen waren total alleine: die Väter verschwunden, die Betreuung des Kindes so intensiv, dass sie ihre Jobs aufgeben mussten und staatliche Unterstützung gab es für viele auch nicht. Solche Geschichten sind manchmal schwer zu ertragen – umso wichtiger, sie zu erzählen.

Dir ist es wichtig, bei der Arbeit alle Ausspielwege mitzudenken und als Journalistin mit ihnen vertraut zu sein. Warum ist das heute essenziell?

Ich arbeite am liebsten an guten Geschichten. Ob die am Ende im TV, in der ZDFheute-App, der Mediathek, als Instagram-Story oder Facebook-Video laufen, das ist für mich erstmal zweitrangig. Die wichtigste Frage ist für mich: Was passt zu welcher Plattform und wie kann ich die Geschichte dort passgenau erzählen, aufbereiten und verpacken? Für sensible oder ungeplante Geschichten bin ich außerdem gerne als mobile Reporterin mit „kleinem Besteck“ unterwegs, also nur mit Smartphone und Ansteckmikro.

Bist du mit dieser Einstellung eine Ausnahme im ZDF? Warum ja, warum nicht?

Allein bin ich damit zum Glück nicht. Ich hatte die Chance, für viele verschiedene Redaktionen zu arbeiten – es ging immer um Nachrichten: für Kinder, Erwachsene, fürs Fernsehen, Web oder soziale Platzformen. Leider gibt es (noch) nicht so viele Kolleg*innen, die gerne zwischen den „unterschiedlichen Welten“ hin und her wechseln. Aber es werden immer mehr.

Warum hast du dich für das JIP beworben? Was möchtest du durch deine Teilnahme erreichen/verbessern/auf den Weg bringen?

Nach zehn Jahren ZDF hatte ich das Gefühl, sehr tief in diesem Kosmos drinzustecken. Weil durch die Corona-Pandemie viele Veranstaltungen ausfallen, bei denen ich normalerweise aus dieser „Blase“ rauskomme, war ich hungrig nach Austausch, Input, neuer Technik und Methoden. Und das habe ich beim JIP gefunden – zusammen mit einem weit verzweigten Netzwerk an interessanten Leuten.