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DIGITALER JOURNALISMUS

In drei Tagen rund um den Globus

Mediensysteme

Die Studierenden des berufsbegleitenden Master Digitaler Journalismus beschäftigen sich im zweiten Studienjahr mit unterschiedlichen Mediensystemen in der ganzen Welt. Zweieinhalb Seminartage sind gefüllt mit Kurzvorträgen des Dozenten, PD Dr. Thomas Birkner, Übungen und Präsentationen der Studierenden sowie verschiedenen Gastgesprächen und Diskussionen.

Grundlagen der Entstehung und Struktur einer digitalen „Mediengesellschaft“ in Bezug auf die unterschiedlichen Mediensysteme sind hier genauso Thema wie das grundrechtliche Vorverständnis, normative Rahmensetzungen und die gesellschaftlichen Entwicklungen.

Es geht um die Herausbildung von Medien- und Technologiekonzernen, neue Berufsrollen von Medienakteuren, Fragen der Medieninnovation, der Medienkompetenz, aber auch der Glaubwürdigkeit von Medien. Pressefreiheit und die Entwicklung der digitalen Medien sowie inter- und transnationalen Einflüsse sind ebenso Thema.

Gefördert von der ZEIT-Stiftung stand das Seminar Anfang November auch für unseren neuen DJ-Jahrgang auf dem Plan. Nach einer Einführung wurden zunächst die Online-Ressourcen zur weltweiten Recherche von Basisdaten vorgestellt und dann ging es an die Recherche zu Mediensystemen, Journalismus und Pressefreiheit. Wie klassifiziert man Mediensysteme? Wie steht es um die Entwicklungen und Bedrohungen des Journalismus weltweit? Die Seminarteilnehmer*innen suchten Antworten auf diese Fragen für die von ihnen ausgewählten Länder. Ihre Ergebnisse wurden anschließend im Seminar vorgestellt und diskutiert. Den Anfang machte die Gruppe zu Medien in Deutschland und Westeuropa.

Am Nachmittag beschäftigten sich die Studierenden mit Medien in Osteuropa. Zu Gast waren hierfür die Wissenschaftlerinnen und Osteuropa-Expertinnen Maria Rikitianskaia und Sabina Mihelj. Letztere freute sich besonders, dass Ost-Europa im Seminar so differenziert betrachtet wurde – denn die Mediensysteme in Russland, Polen, Rumänien, Ungarn, Serbien oder Lettland sind doch sehr unterschiedlich und auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen über die Plätze 22 bis 149 verteilt, also recht weit vorne aber auch hinten in der Liste zu finden.

Sabina Mihelij

Sabina Mihelj, Prof. Medien & Kulturwissenschaften der Loughborough University, studierte u.a. in Ungarn und Slowenien

Neben der historischen Entwicklung der einzelnen Mediensysteme lernten die Studierenden viel über verschiedene Einflüsse durch Politik oder Wirtschaft auf verschiedene Medien. Ein reicher Medienmogul wie Robert Lauder, Erbe des Estée Lauder Imperiums, hat zum Beispiel einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Presse in Rumänien. Spannend ist, wie schnell sich Mediensysteme in die eine oder andere Richtung verändern können. So rutschte Polen von 2015 an von Platz 18 auf Platz 64 der Rangliste der Pressefreiheit ab. Journalist*innen drohen bisweilen finanzielle oder strafrechtliche Konsequenzen. Eine starke Opposition macht hier Hoffnung auf Besserung der Situation. In Russland ist dagegen alles auf System-Stabilität ausgelegt, TV das größte Medium. LinkedIn ist gesperrt, Facebook allerdings erreichbar. Vor allem der Messenger Telegram freut sich hier großer Beliebtheit und wird auch zur Informationsverbreitung genutzt. Einem Kurs-Teilnehmer kommt der russische Einfluss auf die Medien aus seinem Heimatland Syrien bekannt vor. In seiner alten Schule hängen neben seinem auch Bilder des russischen Präsidenten, Messenger und Newswebsites sind blockiert. Facebook ist allerdings auch hier erlaubt, Screenshots ausländischer Medien sind verfügbar. Die verschiedenen Perspektiven und Medien sind vielfältig wie spannend.

Am letzten Seminartag ging es zunächst um Medien in Israel und Palästina. Für dieses Thema wurde die Wissenschaftlerin und Journalistin Aysha Agbarya zugeschaltet. Weiter ging es mit Medien in China und Südostasien und am Nachmittag folgte der Überblick über Medien in Arabien und Afrika und im Anschluss über Medien in den USA und Amerika.

Am Ende hatten die Studierenden einen guten Einblick, welche Medien(-häuser) in welchen Ländern wichtig sind und wie es dort um die Pressefreiheit steht. Welche Akteure nehmen eventuell Einfluss auf die Medien und wie wandelt sich auch Mediennutzung bzw. Medienkompetenz? Diese globale Perspektive ist nicht nur spannend, sondern ermöglicht auch neue Blickwinkel auf das heimische Mediensystem.