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Flip oder Flop - JIP: Interview mit Flip-Gründer Felix Rohrbeck

von KRISTINA KABA am 05.11.2021

Foto Felix Rohrbeck Flip

Felix Rohrbeck ist Wirtschaftsjournalist und wurde für seine investigativen Recherchen und Reportagen schon vielfach ausgezeichnet. Gemeinsam mit Christian Salewski, Dominik und Christian Sothmann gründet er 2020 gemeinsam Flip – das Newsletter-Magazin. Flip steht für einen innovativen, lösungsorientierten Journalismus, der die Wirtschaft nachhaltig verbessern will und seine Community aktiv miteinbezieht. Wie genau Flip das macht und was es mit Jan Delay und der aktuellen „Sneakerjagd“ auf sich hat, lest ihr in unserem JIP: Interview.

Wie kam es dazu, dass ihr Flip gegründet habt?
Christian Salewski und ich kommen aus dem investigativen Wirtschaftsjournalismus und haben zum Beispiel den Cum-Ex-Skandal mit aufgedeckt. Diese Arbeit ist total wichtig, aber immer nur zu sagen, wo etwas schief läuft in der Wirtschaft, ist auf Dauer auch unbefriedigend. Mit Flip wollen wir einerseits Greenwashing aufdecken, aber auch aufzeigen, wie es besser werden könnte! Das ist das Oberziel: Eine bessere Wirtschaft, die Probleme löst und nicht verursacht. Mit Christian und Dominik Sothmann haben wir zwei Mitgründer gefunden, die selber aus der Wirtschaft kommen und dieses Ziel teilen.

Was ist das Prinzip von Flip?

Wir sind mit einem Newsletter-Magazin gestartet, in dem wir immer eine ganz konkrete Idee für eine bessere Wirtschaft vorstellen. Das können Produkte, Initiativen oder Petitionen sein. Als erfahrene Wirtschaftsjournalist*innen schauen wir uns jede Idee genau an. Wenn es sein muss, recherchieren wir wochenlang. Am Ende entscheiden unsere Leser*innen: Ist die Idee ein Flip oder ein Flop? Dazu gibt es in jedem Newsletter eine Abstimmung. Die Idee wird auf einer Skala von 1 (Flop) bis 10 (Flip) bewertet. So entsteht im Zusammenspiel aus Journalist*innen und einer starken Community ein neuer Ansatz, um die Qualität von Ideen für eine bessere Wirtschaft zu messen und Orientierung zu geben.

Gerade macht ihr aber auch eine richtig große, crossmediale Recherche.

Genau. Wir haben gerade die Sneakerjagd gestartet, zusammen mit dem NDR und der ZEIT. Dazu haben wir elf Paar alte Schuhe von Prominenten wie Jan Delay mit GPS-Sendern verwanzt und entsorgt, in Altkleidertonnen und Rücknahme-Boxen großer Hersteller und Händler. Wir wollten wissen: Was passiert mit unseren alten Sneakern und stimmen die Recyclingversprechen? Wir haben die Schuhe über fünf Monate über den Globus verfolgt und dabei einige Nachhaltigkeits-Versprechen als Lügen enttarnt. Die Sneakerjagd soll gerade junge Menschen für das Fast-Fashion-Problem sensibilisieren. Wer will, kann die Jagd auf www.sneakerjagd.de
verfolgen.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell und wie hebt ihr euch von Mitbewerbern ab?

Wir sind noch dabei, das passende Geschäftsmodell zu finden. Ein erster Baustein ist die Flip-Box. Sie enthält fünf Produkte, zu denen wir recherchiert haben und die von unseren Leser*innen mit einem hohen Flip-Score bewertet wurden, außerdem ein 75-seitiges Magazin, das unsere Recherchen zu den Produkten opulent erzählt. Die Flip-Box ist Journalismus zum Anfassen – und soll zeigen, dass es innovative Geschäftsmodelle im Journalismus gibt, die sich weiterzuentwickeln lohnen. Von unseren Wettbewerber*innen unterscheiden wir uns, glaube ich, vor allem in der Mischung aus echtem, investigativem Journalismus, aber auch lösungsorientierten Ansätzen.

Die Flip-Community und ein lösungsorientierter Ansatz spielen bei euch eine große Rolle – kannst du uns das kurz an einem Beispiel erklären?

Wir kriegen ganz viele Ideen für eine bessere Wirtschaft von unseren Leser*innen. Da ist zum Beispiel jemand auf eine „faire Computermaus“ gestoßen und hat gefragt: Könnt Ihr Euch die mal genauer anschauen, ob die wirklich etwas taugt. Das haben wir dann gemacht. Und auf Basis unserer Recherchen hat unsere Community dann entschieden: Ja, das taugt etwas, das ist ein Flip.

Welche Ziele habt ihr euch für die nächsten Jahre gesteckt?

Wir wollen für mehr Transparenz in dem ganzen Nachhaltigkeitsmarkt sorgen und so zu einer besseren Wirtschaft beitragen. Wenn jemand sich nicht sicher ist, ob etwas wirklich hilft oder nur Greenwashing ist, soll Flip seine erste Anlaufstelle sein.