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EMBA-Studienreise: Tech-Safari im Silicon Valley

von ROXANE BILLER , CHRISTIAN WELLBROCK am 07.12.2023

IFT USA2023 AR 6

San Francisco in den frühen Morgenstunden

Ein Blick auf das Programm macht große Lust auf unsere EMBA-Studienreise ins Silicon Valley: Pinterest, Google Cloud, AirBnB, Netflix, Meta, Apple, Berkeley, Stanford und die Golden State Warriors (NBA). Teilnehmerin Ramona formuliert es ganz treffend, die „big five“, die es bei einer guten Safari zu sehen gibt, sind dabei. Und die wollen wir nicht einfach nur abhaken, sondern wir erhalten echte Einblicke in die Maschinenräume der Tech-Giganten. Auch die weniger bekannte, aber bedeutende Vielfalt der Flora und Fauna des Silicon Valley erleben wir hautnah. Wir besuchen das Bildungs-Start-up learn.xyz, das größte unabhängige Musiklabel der USA Empire, den deutschen Generalkonsul Oliver Schramm, den ARD-Korrespondenten Nils Dampz und den German Accelerator, der deutsche Unternehmen beim Markteintritt in Nordamerika unterstützt.

Geprägt ist die Reise auf beeindruckende Weise von unseren Alumni. Zwanzig Jahre HMS und zehn Jahre seit der letzten Studienreise ins Silicon Valley sorgen für ein engmaschiges Netzwerk, das weit über Deutschland hinausreicht. Einerseits haben sich einige Alumni die Chance nicht entgehen lassen, erneut mitzureisen. Vor allen Dingen aber treffen wir eine ganze Reihe an HMS-Alumni, die es in Amerika „geschafft“ haben und mittlerweile im Valley leben und arbeiten: Kati Schmidt, Toby Vogels und Nima Etminan begegnen uns mit einer Offenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft, die uns förmlich durch die Reise trägt.

Was bleibt hängen von solch einer verrückten, intensiven, oder kurz gesagt: durch und durch krassen Reise?

Einige offensichtlich anmutenden Aspekte werden einem ganz klar vor Augen geführt. Dass die Arbeitswelt im Silicon Valley kompetitiv ist, überrascht kaum. Und doch beeindruckt uns das immer wieder persönlich bestätigte Ausmaß des Wettbewerbsdrucks, der oft auch unternehmensintern gewollt und gefördert wird. Das Stanford Duck Syndrome - sich einen abstrampeln und es in Leichtigkeit tarnen - ist allgegenwärtig: auf der einen Seite strahlende Büros und die Akzeptanz vom Scheitern als Teil des Prozesses; auf der anderen Seite extremer Leistungsdruck und das konstante Tracking des Arbeitspensums. Es gibt keinen Fachkräftemangel, häufig wird direkt aus den Eliteunis in der Nachbarschaft, Stanford und Berkeley, rekrutiert. Und auch die Unternehmen selbst haben ein weites Verständnis des Wettbewerbs, in dem sie sich befinden: „We compete with sleep“ (Netflix). In der Summe ist es ein Balanceakt zwischen Prestige und harten Realitäten.

In Bezug auf die Unternehmenskultur fühlt man sich praktisch überall so willkommen, dass man gleich anfangen möchte dort zu arbeiten. Sichtbare Diversität, architektonisch spektakuläre Büros mit einladender Inneneinrichtung, großzügige Benefits für Mitarbeitende (von Essen und Sport bis zu unlimitierten Urlaubstagen und Merchandise) schaffen eine positive Umgebung.

Doch egal wie schön die Büros sind, die meisten Menschen bleiben seit der Pandemie im Homeoffice. Diese Verschiebung zu New Work und remote Arbeit mindert nicht zwangsläufig den Output, aber viele Arbeitgeber hätten ihre Mitarbeitenden lieber vor Ort. Arbeitnehmer:innen hingegen schätzen die Flexibilität und Freiheit, die mit remote work einhergehen, offensichtlich mehr als die Vorzüge des Büros. In der Konsequenz bleiben die vielen Büros und die Innenstädte auffällig leer.

Die extrem hohen Lebenshaltungskosten sorgen in San Francisco dafür, dass es kaum eine Mittelschicht gibt. Vor allem die Extrema werden sichtbar: viele gut Verdienende und einige unfassbar Reiche auf der einen Seite und extreme Armut auf der anderen.

Dass Downtown San Francisco von einem heftigen Ausmaß an Obdachlosigkeit und Drogenproblematik geprägt ist, war uns schon vor unserer Reise bewusst. Aber diese Krise zu erleben, verleiht ihr eine ganz andere Dimension. In fast allen Gesprächen, die wir führen, ist auch diese allgegenwärtige Problematik Thema. Das nimmt der Stadt einen Großteil ihres Zaubers. Viele von uns sind zunächst emotional überfordert, was das menschliche Leid betrifft, das uns direkt bei unserer Ankunft erwartet und die ganze Reise lang nicht mehr loslässt.

Ist der Lack also ab? Nein, der Lack wirkt dicker und widerstandsfähiger als je zuvor. Hinter den Fassaden sind nur weniger Menschen. Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und wird hier wie wohl an keinem anderen Ort der Welt vorangetrieben. Es ist nicht mehr ganz so einfach an Risikokapital zu kommen wie noch vor ein paar Jahren, und dennoch gibt es hier immer noch die weltweit größte Akkumulation an Venture Capital. Es passiert was, die Dynamik ist trotz oftmals fehlenden Menschen überall zu spüren und alle sind sich einig: auch Downtown San Francisco wird zurückkommen.

IFT USA2023 AR 128

Das obligatorische Gruppenfoto an der Golden Gate Bridge

Zurück in Hamburg: Was bleibt, ist das HMS-Netzwerk. Ob freundlicher Club oder Großfamilie – es ist klein genug, um sich wohl zu fühlen, und viel beeindruckender und vielfältiger als viele zu Beginn der Reise erwartet hatten.