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„Wir sind zu einer Stimme geworden, die gehört wird“

von KRISTINA KABA am 25.09.2023

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Beatrace Angut Lorika Oola ist JIP-Alumna und zählt mit ihrer Plattform „Fashion Africa now“ zu den Vorzeigeprojekten rund um afrikanische Fashion in Deutschland und über dessen Grenzen hinaus. Vor zehn Jahren gründete Beatrace das Unternehmen in Hamburg und setzte damit den ersten Stein für eine Erfolgsgeschichte. 2022 wurde sie als eine von 15 Fellows für das Journalism Innovators Program (JIP) an der HMS ausgewählt. Wir haben mit ihr über ihren Weg und das Leuchtturmprojekt „Fashion Africa now“ gesprochen.

Beatrace, was genau ist „Fashion Africa now“?

„Mit den Inhalten unserer Plattform legen wir den Fokus auf Kreative afrikanischer Herkunft in der zeitgenössischen Mode und verbinden sie mit gesellschaftsrelevanten Themen. Damit verhelfen wir BIPOC-Kreativen zu mehr Sichtbarkeit und eröffnen den Dialog zwischen Kreativindustrie, Kultur, Bildung und Politik. Wir erweitern die eurozentrische Perspektive um neue Narrative und Bilder und schaffen durch kulturelle Wertschätzung den Zugang zu einer neuen Modewelt. Indem wir Mode als Vehikel nutzen, und Identitäten zelebrieren. Mit „Fashion Africa now“ haben wir ein internationales Netzwerk geschaffen, das Zugänge für Kreativschaffende aus Deutschland und Designer:innen afrikanischer Herkunft schafft! Dafür betreiben wir eine Digitale Plattform mit Online Magazin, Podcast und Events. Darüber hinaus bieten wir Workshops und Seminare an. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit Mode, um ein neues Narrativ und darum, mit Stereotypen zu brechen.“


Wie kam es zur Gründung der Plattform?

„Die Geschichte von „Fashion Africa now“ fing mit einem anderen Projekt an: dem „Africa Fashion Day Berlin“ – einer B2B-Plattform und gleichzeitig eine Tradeshow, um den afrikanischen Designer:innen einen direkten Zugang in die deutsche Marktwirtschaft zu ermöglichen. Daraus entstand der Relaunch von unserer jetzigen Plattform 2016. Mit dem Relaunch begann dann auch die institutionelle Arbeit: also Kurationsarbeit und Arbeit mit Museen – gleichzeitig fing damit aber auch die Aufklärungsarbeit an mit Seminaren und Workshops, zum Beispiel im Auftrag für Hochschulen. Seit dem zelebrieren wir Black Creativity und erweitern das Netzwerk immer weiter.“


Wenn Du auf die letzten zehn Jahre zurückblickst, was war dein bisher größter Erfolg?

„Nach zehn Jahren immer noch dabei zu sein! Denn vor zehn Jahren herrschte in Europa und Deutschland noch eine ganz andere Haltung. Schwarze Kreativität war so gut wie nicht präsent. Die Ausdauer gehabt zu haben und heute immer noch mit „Fashion Africa now“ sichtbar und laut zu sein, ist für mich der größte Erfolg. Andere Milestones waren z.B. viele Begegnungen mit tollen Menschen, Designer:innen, die wir auf ihrem Weg zu internationaler Bekanntheit begleitet haben – die mittlerweile mit Beyoncé und Naomi zusammenarbeiten. Oder Auszeichnungen, wie der Kreativpilot:innen Award 2023 der Bundesregierung. Wir sind zu einer Stimme geworden, die gehört wird und unsere Arbeit ist weiterhin relevant. In Deutschland sind wir DIE Plattform für afrikanische Fashion und leisten Aufklärungsarbeit für kulturelle Wertschätzung.“


Du warst im letzten Jahr mit „Fashion Africa now“ Teil des Journalism Innovators Program (JIP) – weshalb hast du dich beworben und was war das größte Learning im JIP für dich und dein Projekt?

„Beworben habe ich mich, weil mir Know-how bei Digitalisierungsthemen und der Frage der Markenpositionierung fehlte. Außerdem fand ich es spannend, in neue Netzwerke zu kommen. Hinzu kam der renommierte Ruf der HMS. Im JIP gab es viele Learnings: Die Schärfung meiner Idee war extrem. Mir wurde mein Thema im JIP einfach viel klarer. Auch Seminare und Insights in Themen, die vorher ganz weit weg waren, waren super hilfreich. Insbesondere „Design Thinking“ war für mich mindblowing, um die Kundenperspektive nachzuvollziehen. Konkret umgesetzt aus dem JIP habe ich im Nachhinein vor allem das Pitch-Training.“


Warum hast du dich vor zehn Jahren für Hamburg als Gründungsstandort entschieden?

„Ich habe mich damals für Hamburg mit Blick auf die große Kreativbranche entschieden. Sie war ausschlaggebend für meine Entscheidung. Denn für Hamburg als Werbe- und Kreativstandort braucht es unbedingt unterschiedliche Perspektiven – und dazu tragen wir mit unserer Arbeit bei! Die Stadt ist sehr international, hier gibt es viele BIPOCs, die steile Karrieren vorlegen. Heute sind die Themen, die wir bearbeiten super relevant – damals war das noch nicht so. Daher war es ein guter Zeitpunkt „Fashion Africa now“ in Hamburg zu gründen.“