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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / ALUMNI INTERVIEWS

Meet the Family: Timo Hagenow im Gespräch mit Armin Rott

Nach 10 Jahren im Arbeitsleben und der inzwischen dritten Unternehmensgründung – MBA-Absolvent und Gründer Timo Hagenow traf Armin Rott zum Plausch auf dem HMS-Balkon.

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So viel inzwischen passiert - und irgendwie doch, als wäre es erst gestern gewesen. Timo Hagenow zurück an der HMS

Herbst 2012. Im Zuge der feierlich begangenen Zeugnisverleihung steht Timo Hagenow seinem Professor Armin Rott gegenüber, um sein MBA-Zeugnis entgegenzunehmen.

Zwei Jahre Medienmanagement Studium an der HMS liegen da hinter Timo. Zwei Jahre mit Medien- und BWL-Input, die aus dem studierten Politikwissenschaftler und Soziologen einen Online Marketing affinen Vollblut-Medienmanager gemacht haben.
Zwei Jahre Netzwerk-Bildung inklusive eines Praktikums bei RevenueMax, das die Weichen Richtung berufliche Zukunft maßgeblich mit gestellt hat. Zwei Jahre, nach denen Timo jetzt all sein Wissen, Können und seine Kontakte in den Ring wirft, um sich direkt im Anschluss an das Studium selbständig zu machen.
Und die Rechnung geht auf.

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10 Jahre später. Herbst 2022.
Timo und Armin Rott treffen sich zum Plausch auf dem HMS-Balkon. Ein Gespräch über eine bewegte berufliche Reise, die gerade erst zur dritten Unternehmensgründung geführt hat. Armin Rott fragt nach. Wie sah der Weg bis hierhin aus? Was waren die entscheidenden Faktoren? Und er erinnert sich. Schon im Studium wollte Timo gründen. Hatte diesen unbedingten Hunger, Ideen umzusetzen, Dinge schnell zu entwickeln, voranzutreiben. Nicht von allen war der Professor damals begeistert. Aber überzeugt, dass hier jemand vor ihm saß, der diesen Weg durchziehen würde. Der die Energie und die Hartnäckigkeit hatte, den Traum von der Selbständigkeit Realität werden zu lassen. Nach dem ersten Studienjahr galt es dann erstmals, den Seminarraum hinter sich zu lassen und Praxiserfahrungen zu sammeln. Eigentlich hatte Timo vor, drei Monate im Team von Alumnus Jan Bechler mitzuarbeiten. Jan war damals bei Axel Springer im Bereich New Business verantwortlich für das Projekt Media Entrepreneurs, einer Initiative, deren Ziel es war, mit jungen Talenten neue Geschäftsmodelle rund um die digitalen Medien zu identifizieren und im Konzern umzusetzen. Es sollten nicht nur neue Jobs „erfunden“ werden, sondern ganz Unternehmen im Unternehmen gegründet werden, um Axel Springer zu dem digitalen Medienkonzern umzubauen. Es sollte dann anders kommen. Jan Bechler gründete damals nämlich gerade selbst sein erstes Unternehmen. Gemeinsam mit seinen Studienkollegen Björn Sjut und Tim Nedden wurde „Navinum“, eine Online-Plattform für den Handel mit Wein, an den Start gebracht. Dafür hatten die drei HMS-Alumni ihre Konzernkarrieren unterbrochen und waren an ihre Alma Mater zurückgekehrt. Aus einem kleinen Büro unterm Dach der HMS heraus wurde die Gründung des Online-Shops für Wein finalisiert. Nebenprodukt der Gründung: Die eigene Online Marketing Agentur Finc3. Finc wie Finkenau. 3 wie drei Freunde. Navinum ist inzwischen Geschichte und Wein nur noch ein schönes Hobby der drei. Finc3 hingegen ist inzwischen eine internationale Online-Marketing-Gruppe mit Hauptsitz in Hamburg und über 150 Mitarbeitern aus über 20 Ländern, die digitale Geschäftsmodelle entwickeln und nationale und internationale Unternehmen beim Auf- und Ausbau ihres Digitalgeschäfts unterstützen. Gerade erst ist Finc3 mit der New Yorker Agentur FortressBrand fusioniert.

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Fachverlag, Yield-Optimierung, Visuals via künstlicher Intelligenz - vielfältige Themen, immer gleicher Gründergeist

Doch zurück zu Timo Hagenow. Jan Bechler vermittelte Timo für das Praktikum nun zu Thomas Promny, damals Co-Founder and Chairman of the Board bei RevenueMax, einem Yield-Optimierer für Online-Publisher im deutschen Markt.
Drei Monate später hatte Timo sich reichlich Expertenwissen auf dem Gebiet „Yield Optimization“ angeeignet und ein Netzwerk in der Branche aufgebaut. Bei RevenueMax lernte er auch den IT-ler Ivan Tomic kennen, der später sein Geschäftspartner werden sollte.
Unmittelbar nach dem Praktikum, also zu Beginn des zweiten Studienjahrs, überzeugte Thomas Promny mit weiteren Partnern Timo, das erste Mal zu gründen.

Für das Buchprojekt “100 Experten Online Marketing”, in dem zahlreiche deutsche Online-Marketing-Experten ihr Fachwissen teilen und Insights in ihre Geschäftsmodelle geben, starteten sie einen Fachverlag.
Rückblickend sagt Timo, dass das für einen Berufseinsteiger wie ihn damals eine ideale Aufgabe war. Er kam mit vielen wichtigen Machern und Entscheidern der Branche in Kontakt, führte Interviews, Hintergrund- und Fachgespräche, lernte unheimlich viele Leute kennen und profitierte auch inhaltlich von dem Projekt.
Das stellte sich als so umfangreich heraus, dass Timo sich Unterstützung holte: Sein Studienkollege und Freund Benjamin Gries half mit und wie schon im Studium entpuppte sich diese Konstellation als echtes Dream Team.
Parallel zum Buch und noch in den letzten Zügen des MBA-Studiums entstand so bereits das Vorhaben, zusammen ein Unternehmen zu gründen. Gemeinsam mit IT-ler Ivan als drittem im Bunde entschieden sie dann – nicht ohne auch andere Ideen diskutiert und wieder verworfen zu haben –, sich im Bereich Yield Optimization selbständig zu machen.

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Yieldlove wurde rasch zu einem Namen in der Branche. 2013 gegründet, wurde das Unternehmen bereits 2016 von der Financial Times auf Platz 39 ihrer Liste der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen in Europa geführt.
Das Unternehmen hat heute Büros in Hamburg, Berlin und Barcelona und bietet eine Werbemonetarisierungslösung, die relevante Vermarktungspartner- und Netzwerke optimal gegeneinander aussteuert, um bestmögliche Werbeumsätze für die Publisher zu erzielen.
Zu den Kunden zählen große Verlage, ebenso wie unabhängige Publisher und Webseiten aus ganz Europa, Nord- und Südamerika.
Doch nach etwa sechs Jahren im Geschäft haben die drei wieder neue Ideen im Kopf. Das Thema Display ist für sie ausgereizt, sie wollen etwas Neues machen. Da kam die Gelegenheit, Yieldlove an Ströer abzugeben, gerade gelegen.

Nach dem durch die Coronapandemie leicht verzögerten Abschied aus dem Unternehmen ist Yiedlove seit 2021 nun Teil der Ströer Gruppe, die nicht nur die führenden Rolle in der Außenwerbung inne hat, sondern gleichzeitig auch der größte Digitalvermarkter in Deutschland ist.

Und Timo? Ist seinem Instinkt gefolgt. Hat es gewagt, sein Baby zu verkaufen, um etwas Neues zu gründen. Aber ist das wirklich alles Instinkt? Oder ist es mehr? Armin Rott fragt nach. Was macht Timo zum Gründer? Warum ist er so erfolgreich?

Timos Antwort kommt schnell: das Mindset ist entscheidend. Und das hat er sich nicht zuletzt an der HMS geholt.
Wenn er zurückblickt, wird ihm klar, wie wertvoll diese zwei Jahre waren. Die Praxisprojekte, die ihn gelehrt haben, wie man analytisch und strukturell an große Dinge herangeht. Das vermittelte Wissen, dass es ihm heute erlaubt, Entscheidungen auf der richtigen Datenbasis zu treffen.
Vor allem aber: das Netzwerk der HMS, das es möglich macht, dass die richtigen Leute sich finden und zusammentun können.

Nicht zuletzt aber bringt der Ort selbst, die Schule an sich, die Leute zusammen. Die große Heterogenität in den Jahrgängen versammelt die unterschiedlichsten Talente gemeinsam im Seminarraum, die sich dann gegenseitig ergänzen und feststellen können, wie sie erfolgreich zusammenarbeiten können.

Das klappt immer wieder auf beeindruckende Weise. Timo Hagenow und Benjamin Gries mit Yieldlove, Jan Bechler, Björn Sjut und Tim Nedden mit Finc3, Philipp Westermeyer und Christian Müller mit OMR sind ja nur drei Beispiele dafür, bei denen aus Studienfreunden Gründer wurden.
So unterschiedlich ihre Talente, so ähnlich sind sie sich in diesem Spirit, Dinge anpacken und verändern zu wollen. Innovationsstark und auch mutig zu sein. Und nicht zuletzt darin, in all den Visionen und Ideen das tragfähige Geschäftsmodell identifizieren und erfolgreich entwickeln zu können.

Nach dem Verkauf von Yieldlove zog es Timo von Hamburg nach Berlin. Zusammen mit einem alten Freund aus Kindheitstagen und einem weiteren Partner gründet er das AI-Innovation Lab LF1.

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Die Idee von LF1 ist es, KI-Lösungen prototypisch zu entwickeln, die dann in Form von Spin-Offs und Ventures zur Anwendung gebracht werden sollen. Die erste Anwendung war dann alephsearch.com, ein Suchalgorithmus für Online-Shops, der es den Nutzern vereinfacht, Produkte, die sie suchen, auch wirklich zu finden.

Das Projekt blieb nicht lange unentdeckt. Attraqt, in diesem Bereich Europäischer Marktführer aus UK, kaufte die IP-Rechte an AlephSearch nach etwa zwei Jahren Entwicklungszeit. Mittlerweile läuft die Technologie auf Shops wie Adidas oder Asos.

Für Timo und seine beiden Kompagnons bedeutet das wieder neue Freiheit, und die nutzen sie, um sich ihrer nächsten Idee zu widmen: sheen-ai.com.

Sheen bewegt sich an der Grenze zwischen Künstlicher Intelligenz und Kunst. Es ist eine KI-Software, die Ton und Klang in visuelle Kunst umwandelt, und damit immersive, multisensorische Erfahrungen erschafft.
Die Software erweckt den visuellen Input in Form von Bildern, Fotos oder Videos entlang der Musik “zum Leben”. Über ein Interface kann der Künstler dabei bestimmen, wie genau dies aussehen soll.
Gefüttert wird die KI durch Arbeiten echter Künstler, die der KI quasi beibringen, wie Kunst, die aus Klang entsteht, aussehen kann. Die Software erweckt den visuellen Input in Form von Bildern, Fotos oder Videos entlang der Musik “zum leben”. Über ein Interface kann der Künstler bestimmen, wie genau dies aussehen soll.

Sheen hat dabei vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, allem voran aber natürlich Installationen, Konzerte und Events.

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Gründung Nummer drei also. Und was waren die wichtigsten Learnings bisher?

Timo denkt kurz nach. Und sagt dann, dass er lange gebraucht hat, um davon loszukommen, immer zurückzuschauen und zu denken, dass er irgendetwas noch besser hätte machen können. Wann immer man eine Entscheidung trifft, entscheidet man sich für diese eine Option und damit zwangsläufig gegen diverse andere Möglichkeiten. Sich von der Frage nicht verrückt machen zu lassen, ob das wirklich die beste aller Optionen war, musste Timo erst lernen. Heute kann er jede seiner Entscheidungen als einen Lernprozess betrachten, fragt sich nicht mehr ständig, ob dies oder jenes wirklich die beste Option war, ob man hier oder da noch erfolgreicher hätte verhandeln können. Er kann inzwischen viel wohlwollender in die Vergangenheit schauen und aus dem Erlebten dann für zukünftige Entscheidungen reflektieren.

Und was bringt die Zukunft? Welchen Traum wird Timo als nächstes verwirklichen? Was würde ihn noch reizen? Wir dürfen gespannt bleiben. Und lassen diesmal nicht wieder 10 Jahre verstreichen, bis wir uns auf dem HMS-Balkon treffen.

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Auch 10 Jahre nach Abschluss der HMS immer noch eng verbunden - Timo mit Armin Rott auf dem Campus Finkenau