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Mit Stift und Papier zum Erfolg – Interview mit Christian Blum

von JIL BRONZEL am 16.06.2023

Interview Christian Blum HMS

(v.l.n.r.) Jil Bronzel, Philipp Strüder (HMS-Studierende) und Christian Blum im „fernmündlichen“ Interview

Im zweiten Term des DMM-Studiums belegt man das Fach „Leadership Skills“. Im Mittelpunkt stehen soziale Situationen, die sich im Berufs- und Privatleben abspielen. Studierende lernen, wie man Gespräche nach einem Leitfaden führt, wie man sich auf Verhandlungssituationen vorbereitet, welche Faktoren für die Gesprächspartner von Bedeutung sind und wie man Akquise betreiben oder Netzwerken kann. Theoretische Inhalte werden durch praktische Rollenspiele gelernt und vertieft. Einen der beiden Dozenten, den Coach Christian Blum, haben wir im Anschluss an den Kurs noch einmal via Zoom-Interview getroffen.

Herr Blum, wie wird man denn Coach?

„Coach“ ist kein geschützter Begriff – jeder kann sich so nennen. Bei mir war es so, dass sich das aus Trainings zur Führung, aber auch zur Rhetorik ergeben hat. Teilnehmende hatten immer wieder Fragen, auf die meine eigentliche Antwort gewesen wäre: „Habe ich doch gerade erklärt.“ Aber damit kommt man dann natürlich nicht weiter, und es fehlten mir die Instrumente. Mithilfe von Fortbildungen habe ich mir diese dann angeeignet, um neben dem Training das Element Coaching anbieten zu können.

Welchen Anteil hat der Coaching-Job an dem, was Sie machen?

Ich würde sagen, die Trainings, die ich gebe, sind viele Stunden oder gar Tage. Bei Coachings sind es mit einem Klienten dann Stunden. Insofern überwiegen die Trainings zeitlich. An der HMS war ich mit dem letzten Kurs insgesamt fünf Tage zusammen, das kommt selten bei Coaching-Stunden mit einem Klienten zusammen.

Wollten Sie auch Coach werden oder hat sich das eher so ergeben?

Ich habe mich ziemlich früh Coach genannt und später verstanden, was es ist. Und dann war das Ziel natürlich da, das vernünftig zu lernen, bevor ich es als eigenes Label anbiete.

Betreiben Sie an der HMS eher Coachings oder Trainings?

Studierende können Coaching-Gutscheine einlösen. Das sind dann auch Coachings. Meistens trainiere ich aber. Coaching-Elemente sind in vielen Trainings drin. Ich stelle Fragen an die Gruppe, jemand antwortet und wenn das nicht zu persönlich ist, gehen wir gerne ganz spezifisch darauf ein – das sind dann Coaching-Elemente. Aber wir üben natürlich Fallbeispiele, gerade in Kursen wie an der HMS, unter Anwendung von Theorie. Das ist ja immerhin nicht nur ein Kurs, der die Studierenden weiterbringen soll, weil sie am Ende mehr wissen, sondern auch weil sie nachher ein Zertifikat vorweisen können und das setzt natürlich Prüfungen voraus. Studierende müssen die Theorie wirklich lernen, aber sie auch praktisch in der Lebenswirklichkeit anwenden können. Beides wird geprüft.

Wie sind Sie überhaupt zur HMS gekommen? Sie gehören ja fast schon zum Inventar, sagte Prof. Dr. Armin Rott.

Das ist sehr nett. Der Kontakt kam aus Hamburg. Mein Kompagnon Frederik von Rumohr hat dort einen Kurs gegeben und dann gemeinsam mit der HMS darüber nachgedacht, wie man diesen Kurs nachhaltig erfolgreich aufstellen kann. Eine Lösung war, dass er das nicht in der großen Gruppe alleine gibt, sondern wir die Gruppe aufteilen, um genau die Elemente, die wir vorhin besprochen haben, auch wirklich umsetzen zu können.

Was verbinden Sie denn mit der HMS?

Ich kenne keinen berufsbegleitenden Master, der so viel Theorie und Praxis verknüpft. Und unser Kurs ist ein Teil davon. Also mit der HMS verbinde ich, dass die Studierenden sich in beiden Welten, Theorie und Praxis, bewegen. Und diesen Spagat, der im Studium angelegt ist, finde ich auch bei mir im Seminar wieder.

Um ein bisschen mehr zu den Inhalten des Kurses überzugehen: Was sollte man Ihrer Meinung nach über Kommunikation wissen?

Was jeder wissen sollte, ist, dass es weniger wichtig ist, was man sagt. Dass es wesentlich darauf ankommt, was beim Empfänger ankommt. Und dafür braucht es dann Instrumente, um den Kontext zu verstehen, um nachvollziehen zu können, was die andere Person wahrscheinlich denkt. Erfolgreiche Kommunikation wird damit berechenbarer. Das ist erstmal der Kern. Bei einem spezifischen Schwerpunkt, wie etwa dem Verkaufsprozess, den wir im Kurs behandeln, gilt das genauso. Was ich da vermitteln möchte, rund um die Komplexität des Verkaufsprozesses, ist, dass es in diesem erst mal darum geht, das Gegenüber zu verstehen. Sonst wird man nicht erfolgreich verkaufen.

Wir haben eine kleine Aufgabe für sie vorbereitet! Es geht um das Thema „Argument” und es ist auch die Aufgabe, die sie uns im Seminar gestellt haben: Bilden Sie ein Argument nach dem Schema: These-Begründung-Veranschaulichung. Sie haben zwei Themen zur Auswahl: Das eine ist „uns stehen alle Möglichkeiten offen“, das andere ist ein fiktives, „es ist okay, mit dem Nudelwasser Kaffee zu kochen!"

Es ist okay, mit dem Nudelwasser Kaffee zu kochen (die These; A.d. Redaktion), weil Aromenvielfalt auch im Kaffee nur bereichernd sein kann (die Begründung; A.d. Redaktion). Ich habe erst gerade meine 24 Tausend Euro teure Kaffeemaschine mit Nudelwasser befüllt. Es hat den Filter zwar ruiniert, aber der Kaffee war so gut wie nie! (die Veranschaulichung – fiktives Beispiel; A.d. Redaktion)

Die Themen im Kurs setzen sich ja aus vielen verschiedenen Disziplinen zusammen. Wie bleiben Sie auf dem aktuellen Stand?

Das durch die Gegend fahren hilft! (LACHT) Ich habe immer eine Lektüre im Rucksack! Was nicht heißt, dass ich das auf jeder Zugfahrt schaffe – aber auf vielen. Und ich höre Podcasts und schaue Fernsehberichte und lese Zeitungen, natürlich mit einem gewissen Filter. Wenn es mich interessiert und wenn da etwas Wichtiges aufkommt, dann versuche ich mir die Quelle zu sichern. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind mir wichtig.

Christian Blum

Christian Blum berät seit 2004 mit seiner Firma Blum|Fischer|Rumohr im Bereich strategische Kommunikation.

Sehr schön! Können Sie denn Multitasking?
Das kann niemand. Ich glaube, was Menschen können, ist extrem schnell zwischen zwei Aufgaben hin und her zu springen. Aber Multitasking heißt, zwei Dinge zu tun und die dritte ist die Koordination der beiden Aufgaben. Ich kann also nicht hundertprozentig meine Ressourcen auf zwei Dinge verteilen, weil ich ein paar Prozentpunkte für das Koordinieren brauche. Und das merken Sie doch, wenn Sie von der Autobahn runterfahren und in eine Gegend kommen, in der Sie sich nicht auskennen und sich auf den Weg konzentrieren müssen, oder mit einem Ihnen unbekannten Auto einparken: Dann drehen Sie die Musik leiser.

Speichern Sie alles im Kopf oder benutzen Sie da auch Stift und Papier?

Stift und Papier. Also beim Laufen natürlich nicht, aber Stift und Papier. Wenn ich das im Café mache, bin ich 10-15 Minuten vor dem Termin da, dann Kaffee und sich hinsetzen und Notizen machen. Nicht Handy – Stift und Papier. Mein Computer hat auch eine Notizfunktion, ich kann ihn Tablet-mäßig benutzen, mache ich auch manchmal, und doch komme ich wieder auf Stift und Papier zurück. Kommt wohl durch die sinnliche Erfahrung.

Welche Rolle spielt für Sie Zwischenmenschlichkeit in Gesprächen?

Ich frage mich immer: Was brauche ich an Beziehung zu einer anderen Person in der Lebenssituation, in der wir beide stecken? Müssen wir beste Freunde sein oder müssen wir eine Arbeitsebene miteinander finden? Das heißt, wenn die Beziehung nicht funktioniert, dann wäre meine Frage: Muss sie denn funktionieren? Wie viel investiere ich jetzt in diese Beziehung? Ich würde im Zweifel viel investieren, weil ich mich danach besser fühle und eine Geschichte habe für das nächste Gespräch. Ich würde fragen, welche Beziehung ich zu dieser Person brauche. Kann ich diese gestalten? Und am Ende des Tages ist mein eigenes Leben schöner, wenn ich diese beiden Fragen beantwortet habe.

Dann zu unserer Abschlussfrage: Was wären Ihre drei Quick-Wins für Gespräche oder die Gesprächsvorbereitung?

Den einen wiederhole ich: Egal, was du sagst, es kommt drauf an, was ankommt. Also überleg dir, wie deine Aussage ankommen kann. Das andere ist die Rücksicht auf Positionen (das, was die Beteiligten in einer Verhandlung fordern; A.d. Redaktion) und Interessen (warum Beteiligte eine Position vertreten; A.d. Redaktion). Und dabei sollte man immer bei sich selbst anfangen, mit der Überlegung: Warum will ich das überhaupt? Und der Dritte wäre Vorwand und Einwand. Dass ich mir in Situationen, in denen ein anderer etwas ablehnt, überlege, ob er irgendetwas vor das eigentliche Problem schiebt, also einen Vorwand sucht. Ein Beispiel: In einer Verhandlung könnte ein anderer dauernd Gründe gegen etwas erfinden, weil er das Geld nicht hat. Ihm ist es aber zu peinlich, das zu sagen, also nennt er einen anderen Grund, wie Terminschwierigkeiten, dann wäre das ein Vorwand. Und der Einwand wäre das fehlende Geld. Ohne den Einwand zu erkennen, kann ich seine Vorwände endlos bekämpfen, ohne ans Ziel zu kommen.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei Herrn Blum für das Interview, aber vor allem auch für den besonderen Kurs bedanken, in dem wir viel gelacht und noch mehr gelernt haben.