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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / STUDIUM

Vom Silicon Valley bis zur Speicherstadt: MediaTechDay an der HMS

von JULIA WYRWICH am 13.06.2025

Zum zweiten Mal veranstaltete die Hamburg Media School den MediaTechDay für die MBA- und EMBA-Studierenden des Studiengangs Digital- und Medienmanagement. Ein intensiver Tag, der spannende Einblicke in den aktuellen Stand der Künstlichen Intelligenz (KI) bot. Auch in diesem Jahr war das Interesse groß: Raum 205 war bis auf den letzten Platz gefüllt. Kein Wunder bei hochkarätigen Gästen wie Carsten Maschmeyer.

Carsten Maschmeyer

Carsten Maschmeyer

Den Auftakt machte gleich dieser: Carsten Maschmeyer, Startup-Investor, Unternehmer und bestens vernetzter Gründerförderer. In seinem Impulsvortrag warf er einen Blick auf das große Ganze: Wie verändert KI die Gründungskultur und worauf kommt es wirklich an? Maschmeyer berichtet von seinen Erfahrungen im Silicon Valley und betont, dass der technologische Wandel kein Selbstläufer ist. „Wer KI nicht nutzt, wird ersetzt von denen, die es können.“ Dabei gehe es nicht um eine „One-Man-Show“, sondern vielmehr um vielfältig aufgestellte Teams, die sich gegenseitig ergänzen. Die Tools, wie z. B. KI, sind dabei Mittel zum Zweck. Im Zentrum stehen die Menschen, die sie bedienen.

Maschmeyer, der selbst bereits über 100 Startups begleitet hat, hebt hervor, dass er nicht in Produkte investiere, sondern in Persönlichkeiten. Ein Viertel aller Gründungen scheitert, weil sich Teams zerstreiten. Umso wichtiger ist es daher, den menschlichen Faktor auch im Zeitalter der KI nicht aus dem Blick zu verlieren.

Rasmus Bangel und Marco Maas

Rasmus Bangel und Marco Maas

Im Anschluss übernahm Datenjournalist Marco Maas, Gründer der vielfach ausgezeichneten Agentur datenfreunde. Er zeigt die praktische Anwendung von KI und stellt den Studierenden aktuelle Tools vor. Gemeinsam analysierten sie Anwendungen wie NotebookLM, Manus oder Cora.computer und diskutierten Einsatzmöglichkeiten von Custom GPTs, etwa zur Gesprächsauswertung. Dabei gibt Maas auch persönliche Einblicke und teilt mit den Studierenden, dass er KI gemeinsam mit seiner Frau nutzt, um ihre Kommunikation im Alltag bewusster und reflektierter zu gestalten.

Neben den humorvollen Beispielen blieb auch der Erkenntnisgewinn nicht aus. Maas betonte, wie wichtig es sei, in Prozessen zu denken. Denn alles, was man regelmäßig macht, könne man mit KI schnell vereinfachen und so effizient gestalten. Seine These: „Good enough schlägt alles“. Oft sei eine funktionierende Lösung wertvoller als eine perfekte, die nie umgesetzt wird. Ein Buzzword, das uns laut Maas noch lange begleiten wird, ist die „MCP-Architektur“, also die technische Grundlage multimodaler KI-Systeme der nächsten Generation.

Künstlerin Corinna Holthusen

Corinna Holthusen

Als nächstes präsentierte Rasmus Bangel, Senior Director Business Intelligence bei der Catapult/Front Row Group, wie KI im Content-Management und Reporting eingesetzt wird. Besonders spannend ist der Einsatz von Generative AI zur Optimierung bestehender Inhalte. Hierbei werden Inhalte analysiert, auf ihre Performance überprüft und dann mithilfe von KI passgenau überarbeitet, je nach gewünschtem Sprachstil, z. B. „kreativ-kulinarisch“, wenn es um Food-Content geht. Dabei bleibt die Markenidentität erhalten, während der Content flexibel auf die Zielgruppen zugeschnitten wird.

Einblicke wie diese verdeutlichen, dass KI auch über Medienhäuser hinaus Teil von strategischen Entscheidungsprozesse geworden ist. Datenbasiert, aber stets mit kreativer Handschrift.

Nach der Mittagspause brachte Künstlerin Corinna Holthusen den neuen Blickwinkel der Ästhetik mit ein. In ihrer Arbeit kombiniert sie klassische Fotografie mit KI-generierten Elementen und schafft so faszinierende neue Bildwelten. Ihre Werke entstehen aus selbst fotografierten Stücken, die teils durch KI ergänzt werden. Trotz der technischen Möglichkeiten bleibt für Holthusen jedoch klar: KI ist für sie ein Werkzeug, keine kreative Instanz. „Manchmal fehlt die Seele in KI-Bildern, das bekomme ich nur über meine eigene Fotografie rein.“ Sie plädierte dafür, die Technik bewusst zu nutzen und zu umarmen, ohne den menschlichen Ausdruck zu verlieren.

Arthur Erdmann vom AI.Startup.Hub Hamburg

Arthur Erdmann

Danach folgte Arthur Erdmann vom AI.Startup.Hub Hamburg. Er zeigte den Studierenden aktuelle innovative Gründungsideen, etwa von Enteisungstechnologien bis hin zu Plattformen zum Hausbau. Sein Blick auf den Standort Hamburg war dabei ebenso optimistisch wie ambitioniert: „Kann Hamburg die erste AI First City Europas werden?“ Anhand praktischer Beispiele, etwa dem Einsatz von KI im Hamburger Hafen, veranschaulichte er, wie weit der technologische Fortschritt bereits vorangeschritten ist. Daten seien dafür das „Öl des 21. Jahrhunderts“, sagte Erdmann und betonte, wie viel Potenzial in der Verbindung von KI und urbaner Innovation steckt. Sein Fazit im Hinblick auf die Zukunft von KI: „Sky is the limit.“

Den Abschluss machte Isabel Lerch, Datenjournalistin bei NDR Data. Die Studierenden gewannen gewährte Einblicke in den redaktionellen Alltag und die Herausforderungen, Datenrecherchen in lineare und digitale Kanäle zu bringen. Lerch zeigt, wie KI dabei helfen kann, große Datenmengen zu analysieren, betonte aber gleichzeitig: Ohne journalistisches Gespür bleiben auch die besten Modelle wirkungslos. Verifizierung, Transparenz und Kontext seien im datenbasierten Journalismus wichtiger denn je. Gerade in Zeiten wachsender Falschinformationen sei diese Verantwortung nicht zu unterschätzen.

Datenjournalistin Isabel Lerch

Isabel Lerch

Das Fazit des zweiten MediaTechDays an der Hamburg Media School ist klar: KI kann viel, aber nicht alles. Die Vorträge machen deutlich, dass sich Tools, Technologien und Strategien mit KI rasant entwickeln. Doch eine Sache zog sich durch wie ein roter Faden: Im Zentrum steht weiterhin der Mensch, der sie bedient. Ob in der Gründung, im Journalismus oder in der Kunst, ohne uns geht es nicht. Vertrauen, Teamgeist und Haltung sind und bleiben dabei die Grundlage jeder Transformation.

Vielen Dank an alle Speaker:innen, die uns mit ihren sorgfältig ausgewählten Inhalten inspiriert und mit ihrer Leidenschaft für das Thema KI angesteckt haben. Danke, dass ihr eure Erfahrungen so offen mit uns geteilt und uns so authentische Einblicke in eure Arbeit gewährt habt.

Ein besonderer Dank gilt Andreas Wrede, der diesen großartigen Tag für uns Studierende möglich gemacht hat. Mit einem Programm voller relevanter Themen und inspirierender Persönlichkeiten hast du für uns einen Tag zusammengestellt, der ebenso spannend wie wertvoll war. Von Anfang bis Ende war es ein Tag voller neuer Perspektiven, kluger Impulse und inspirierender Begegnungen. Vielen herzlichen Dank!