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JIP-Beiräte über die wichtigsten Trends im Journalismus

Ein paar Wochen ist 2023 schon alt und wir wollen von unseren JIP-Beiräten wissen, was ihre Trends für dieses Jahr sein werden – und vielleicht auch darüber hinaus. Ist es Datenjournalismus, sind es innovative Storytelling-Formate, neue Distributionsformen oder doch künstliche Intelligenzen? Wir haben nachgehakt - und am Ende auch noch ChatGPT gefragt, die gerade gehypte KI von OpenAI hat ebenfalls eine genaue Vorstellung, was den Journalismus in den nächsten Jahren bestimmen wird. Kleiner Spoiler: Es weicht gar nicht so sehr von den Antworten unserer Beiräte ab.

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Für Sebastian Esser rollt er schon auf uns zu: „Ein Tsunami von automatisch erstellten Texten, der das Internet überfluten wird“ und ist damit schon direkt bei einem wichtigen Thema: „Künstliche Intelligenzen wie GTP-4 machen es einfach und bald auch billig, beliebige Mengen suchmaschinenoptimierte Artikel zu veröffentlichen, denen man nicht anmerken wird, das sie von Maschinen stammen“, schreibt er und weiter: „Das könnte zu einer Überflutung des Internets führen; es könnte vorübergehend schwer benutzbar werden. Wie unterscheidet Google Automaten-Texte von journalistischen Inhalten, die von Menschen stammen? Wie unterscheide ich als Nutzer*in, was genau ich da vor mir habe: Spammer und Scammer oder Journalismus? Wenn die Manipulation der Öffentlichkeit skaliert – was dann?“ Er vermutet, dass Persönlichkeit wichtiger wird. Autor*innen verdienen das Vertrauen des Publikums, indem sie ihren schwer zu fälschenden Charakter zu erkennen geben (falls sie so etwas besitzen).

Da sieht Ellen Heinrichs ähnlich. Sie sagt klar: „Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT können zwar sagen, was ist. Aber nur Journalist*innen können empathisch zuhören, konstruktive Fragen stellen und berichten, was noch alles ist.“ Deshalb wird 2023 für sie das Jahr werden, „indem wir die Menschen in den Mittelpunkt stellen und dafür das journalistische Handwerk weiterentwickeln.“ Ein sehr guter Ansatz, um sich als Journalist*in gegen künstliche Intelligenzen durchzusetzen, einer Technologie, von der wohl alle Medienschaffenden in einer gewissen Form auch beeindruckt sind – wie Katarzyna Mol-Wolf: „Ich bin fasziniert von der neuen AI-Technologie, die hinter ChatGPT steckt, denke aber auch über die Auswirkungen auf viele Businessmodelle im Medienbereich nach“ und macht damit ein wichtiges Feld auf: Für sie bleibt die größte Herausforderung – auch wegen KI, „Bezahlmodelle für Content über alle Zielgruppen zu etablieren“.

Für diese Weiterentwicklung, aber auch für den Content selbst braucht es Menschen, die genau daran arbeiten und mitwirken. Anne-Kathrin Gerstlauer sagt daher: „Ohne gute Leute keine Innovation. 2023 müssen sich Verlage wirklich damit auseinandersetzen, wie sie junge, digitalaffine Menschen anziehen und halten wollen. Denn sonst wechseln die in eigene Branchen. Oder machen ihr eigenes Ding.“ Für sie persönlich ist es in diesem Jahr vorrangig interessant, wie Medien mit dem Thema Newsletter umgehen. „Werden sie 2023 mehr als Werbe-Mails? Gibt es noch mehr Konzepte, für die Menschen zahlen würden?“, fragt sie.

Und was sagt nun die viel beschriebene KI ChatGPT zu dem Thema? Wir haben sie gefragt: „Nenne uns in einem Satz die wichtigsten Trends des Journalismus in den nächsten fünf Jahren.“ Und das ist die Antwort: „Der Journalismus wird in den nächsten fünf Jahren von datengesteuertem Journalismus, Augmented Reality, KI-gestützten Tools und personalisierten Inhalten geprägt sein.“ Technologie und Expert*innen liegen manchmal gar nicht so weit auseinander.